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Mensch Rainer Müller-Brandes

Rainer Mueller-Brandes
Rainer Müller-Brandes. Foto: Markus Lampe

Wohnungslosenhilfe, Jugendberufshilfe, Asphalt – große Aufgaben, mit denen man Rainer Müller-Brandes als Diakoniepastor in erster Linie verbindet. Unter blauem Himmel und bei strahlendem Sonnenschein wurde er nun im Rahmen des Diakoniegottesdienstes am Sonntag, 6. September, feierlich aus seinem Amt durch den Amtierenden Stadtsuperintendenten Thomas Höflich verabschiedet und entpflichtet. Vor Ort waren seine Familie, viele Ehrenamtliche, Kolleginnen und Kollegen, Prominente und Wohnungslose; Emotionen waren überall zu spüren. Über seine Zeit im Diakonischen Werk wollten wir ihm noch ein paar weitere Emotionen entlocken.

Acht Jahre Geschäftsführer des Diakonischen Werks Hannover. Was hat sich Ihrer Meinung nach denn am stärksten verändert?

Das ist schwer an einem Beispiel festzumachen, aber ich glaube, Wohnungslose haben – auch durch die Arbeit im Diakonischen Werk Hannover – eine Stimme bekommen. Da müssen wir dranbleiben. Kürzlich rief eine ehrenamtliche Ärztin an. Die Zustände vor dem Kontaktladen Mecki am Hauptbahnhof werden immer schwieriger. Unter Coronabedingungen ist noch weniger Platz vorhanden. Das Elend hat sichtbar zugenommen. Aber auch die Hilfe. Dass es uns gelungen ist, Wohnungslose in diesen Zeiten in der Jugendherberge unterzubringen, das wäre früher so nicht möglich gewesen.

Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes wurde am 6. September aus seinem Amt verabschiedet und entpflichtet. Foto: Severine Bunzel

Was hat Sie in Ihrer Arbeit als Diakoniepastor vor allem begeistert?

Wo soll ich anfangen? Die vielen Spenderinnen und Spender, die sich immer im Advent in einer überfüllten Neustädter Kirche zu unserem Adventskonzert versammeln. Die neuen nichtchristlichen Mitarbeitenden, die darum bitten, bei der Einführungsandacht gesegnet zu werden. Die Trauung von zwei Wohnungslosen in der Kreuzkirche mit geliehenem Hochzeitskleid und zwei Gästen. Die neuen Hilfefelder für Kinder von psychisch kranken Eltern und für Kinder von suchtkranken Eltern. Dass es gemeinsam durch viele Hintergrundgespräche und Veranstaltungen gelungen ist, beim Wohnungsbau eine Quote für den sozialen Wohnungsbau zu erreichen. Der gut gefüllte DFB Pokal im Stadion bei der Spenden-Aktion: „Haste mal 'ne Mark“? Der Goldbarren, der uns kürzlich von einer anonymen Spenderin für die Wohnungslosenhilfe als Wertschätzung unserer Arbeit gespendet wurde.

All´ das, und noch viel mehr! Aber am meisten sind es die Menschen, die mir begegnet sind und die sich auch in der Not gegenseitig helfen. Vor denen ziehe ich meinen Hut.

Worauf freuen Sie sich am meisten im Amt des Stadtsuperintendenten?

Auf Sie alle, die Sie diesen Text lesen. Und bereit sind, die Ärmel für eine bessere Welt hochzukrempeln. Sehnsucht nach Spiritualität haben. Und damit nach einem Leben, das andere und damit uns bereichert.

Vor Kurzem war ich in einer Photoausstellung in der Eisfabrik in Hannover. Bilder von Hochhäusern wurden gezeigt - ohne Menschen. „Mein Arbeitsplatz ist die Welt“, sagte der Photograph und Künstler. Mein Arbeitsplatz als Stadtsuperintendent ist der Mensch. Und die Begegnung. Mit Ihnen und hoffentlich ganz vielen anderen Menschen, die uns als Kirche neu kennenlernen wollen. Darauf freue ich mich.

Vielen Dank für das Gespräch!

Bereits am 11. Oktober um 15 Uhr wird Rainer Müller-Brandes in seine neue Aufgabe als Stadtsuperintendent des Stadtkirchenverbandes Hannover in einem Gottesdienst aufgrund der Corona-bedingten Hygienevorschriften auf dem Platz vor der Marktkirche offiziell eingeführt. 

Text: Nina Chemaitis / Referat für Öffentlichkeitsarbeit im Stadtkirchenverband