Gesundheit als Allzweckwaffe

Nachricht Hannover, 04. Februar 2014

Neue Reihe der Evangelischen Stadtakademie

„Ist die Sehnsucht nach Gesundheit ein Ersatz für den verlorenen Glauben?“ fragt der Auftakt einer neuen Veranstaltungsreihe der Evangelischen Stadtakademie Hannover, bei der am Mittwoch, 5. Februar, ab 16.30 Uhr Dr. Matthias Lauterbach, Hannover, und Dr. Oliver Decker, Universität Siegen, über die Fragestellung „Gesundheit als Allzweckwaffe einer kriselnden Moderne?“ referieren und diskutieren. Das Gespräch in der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis (Calenberger Straße/Rote Reihe, Hannover) moderiert Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann.

Die zunehmende Attraktivität von Städtemarathons und Fitnessstudios sind nicht die einzigen Hinweise auf die Hingabe und Akribie, mit der sich viele Menschen den verschiedensten Gesundheitstechniken widmen. Ist es eine Art „Gesundheitsreligion“, mit deren Hilfe die so engagierten Menschen versuchen, ihr religiöses Vakuum zu füllen? Oder gibt es andere Gründe für die starke Sehnsucht nach Gesundheit und Leistungsfähigkeit in unserer Gesellschaft? Diesen und anderen Aspekten geht die Veranstaltung nach. Die Teilnahmegebühr an der Tageskasse beträgt 15 Euro (inkl. Bewirtung mit Kaffee, Tee, Wasser).

Zur Veranstaltungsreihe:
In den letzten Jahrzehnten hat sich unsere Leistungsgesellschaft rasant verändert und die Krisen der modernen Zivilisation stehen uns unausweichlich vor Augen: Die Ökologie und das globalisierte kapitalistische Wirtschaftssystem kranken. Unsere traditionellen Glaubens- und Wertesysteme wandeln sich. Mit dem demografischen Wandel und der Ökonomisierung aller Lebensbereiche gehen neue Herausforderungen einher. Der technische Fortschritt stellt hohe Anforderungen an Kommunikationsbereitschaft und Flexibilität unserer Persönlichkeit. Angesichts des Tempos unseres Lebens müssen wir uns fragen: Sind wir dem ununterbrochen hohen Anpassungsdruck eigentlich noch gewachsen? Als Allheilmittel gegen diesen Druck kommen verschiedene Rezepte zum Einsatz: Individuelle Gesundheit, Schönheit, Fitness, Abwertung von Alter, Tabuisierung von Sterben und Tod, verlängerte Jugend und ständige Arbeit an der Persönlichkeitsentwicklung. Viele Menschen unternehmen hier enorme Anstrengungen. Doch dient die Optimierung der eigenen Gesundheit tatsächlich dem individuellen Wohlbefinden? Setzen wir dabei nicht vielmehr eine scheinbare Allzweckwaffe ein, um persönliche Schwächen und soziale Mängel unseres Lebens in der kriselnden Moderne zu vertuschen und zu kompensieren, um dem Arbeitsmarkt möglichst lange gesund zur Verfügung stehen? Sind Leib und Seele in diesem Zusammenhang nur noch Werkzeuge effizienter Leistung? Welchen Wert hat es, gesund zu sein? Wir laden Sie herzlich ein, sich in dieser Veranstaltungsreihe an insgesamt vier Terminen vom 5. Februar bis 28. April 2014 gemeinsam mit uns diesen Fragen zu stellen.

Eine Veranstaltungskooperation zwischen der Evangelischen Stadtakademie Hannover, der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V., der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung, der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen und der Techniker Krankenkasse