Eine Augenbinde für Luther-Statue

Nachricht Hannover, 08. November 2016
Ursula Rudnick (l.) und Hanna Kreisel-Liebermann an der Martin-Luther-Statue neben der Marktkirche
Ursula Rudnick (l.) und Hanna Kreisel-Liebermann an der Martin-Luther-Statue neben der Marktkirche

Kritische Distanz zur Judenfeindschaft des Reformators

Mit einer ebenso ungewöhnlichen wie einprägsamen Aktion weisen die hannoversche Marktkirchen-Pastorin Hanna Kreisel-Liebermann und die Beauftragte für Kirche und Judentum im Haus kirchlicher Dienste Hannover, Professorin Dr. Ursula Rudnick, am Gedenktag der Zerstörung von Synagogen in Deutschland auf die Blindheit Luthers und der Kirche gegenüber dem Judentum hin. Am Mittwoch, 9. November, um 11 Uhr werden sie der Luther-Statue an der Marktkirche die Augen verhüllen.

Anlass  sind das Reformationsjubiläum, in dessen Rahmen Luthers judenfeindliche Schriften erstmals von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden, und der wieder aufkeimende Antisemitismus in Deutschland.

Landesbischof Ralf Meister unterstützt die Aktion zum Jahrestag der Pogrome am 9. November 1938: „Während des Jubiläums müssen wir uns davor hüten, Luther blind zu verehren. Der historische Blick erfordert eine kritische Distanz zu bestimmten Haltungen des Reformators“, mahnt Meister. Und weiter: “Zu Recht hat die EKD-Synode die Judenfeindschaft Luthers als "Widerspruch zum Glauben an den einen Gott" eindeutig verurteilt. Die symbolische Geste, Luther die Augen zu verbinden, weist uns an die theologische Verantwortung, die Beziehung zu unseren jüdischen Geschwistern zu vertiefen."