Caritas und Diakonie fordern alternative Unterbringung für Wohnungslose

Pressemitteilung 13. Juli 2020
Jugendherberge Hannover

Stadt schließt Jugendherberge zum 15.07.2020

Gemeinsam mit Stadt und Region Hannover und dem Land Niedersachsen war es der Caritas und der Diakonie in Hannover gelungen, zum 15.April 2020 die Jugendherberge Hannover für die Unterbringung von 100 obdachlosen Menschen zu nutzen. Nun soll die Jugendherberge nach nur drei Monaten in den nächsten Tagen geschlossen werden.

„Obdachlose Menschen, die kein Zuhause und kein Dach über dem Kopf haben, sind von der Corona-Krise, den Einschränkungen und Hygieneregelungen besonders betroffen. Wir haben deshalb in den vergangenen Wochen und Monaten unsere Anstrengungen in der Versorgung von Wohnungslosen in Hannover deutlich ausgeweitet. Mit der Jugendherberge haben wir frühzeitig eine gute Lösung gefunden, um die Menschen während der Pandemie zu schützen, zu begleiten und mit dem Nötigsten zu versorgen. Ein wirkliches Leuchtturmprojekt, das über die Grenzen Hannovers hinaus Anerkennung gefunden hat“, betont Andreas Schubert, Vorstand des Caritasverbandes.

Die Stadt hatte die Jugendherberge angemietet, damit Obdachlose während der Pandemie Schutz finden und nicht in Gemeinschaftsunterkünften und Mehrbettzimmern, in denen Abstandsregeln kaum einzuhalten sind, unterkommen müssen. Diese Situation droht nun erneut einzutreten, obwohl beide Wohlfahrtverbänden auf Grund der positiven Entwicklungen in den letzten Wochen unter dem Titel „Zwischenraum“ ein Konzept zur Fortführung der Arbeit entwickelt haben. Dieses läge sowohl Stadt, Region und dem Land Niedersachsen seit einigen Wochen vor. 

„Das ist für die Wohnungslosen oft zum ersten Mal seit langem „Urlaub von der Straße“ und ermöglicht neue Perspektiven. Die Umsetzung scheitert derzeit an einer geeigneten Immobilie und einer gesicherten Finanzierung“, erklärt der zukünftige Stadtsuperintendent, Rainer Müller-Brandes.

„Obwohl wir als Caritas und Diakonie immer wieder herausgestellt haben, dass wir gemeinsam bereit sind, uns auch weiter in der Betreuung, Versorgung und Unterbringung der Menschen organisatorisch, finanziell und personell zu engagieren. Wir haben mit einem hohen Engagement unserer Mitarbeitenden eine 7-Tage Woche möglich gemacht und das ohne zusätzliche öffentliche Sonderfinanzierung für das Personal.“

Die Stadt betont, dass alle Beteiligten alternative Anschlussmöglichkeiten prüfen, aber ein Ersatz sei derzeit noch nicht in Sicht.

„Das macht den jetzigen Bewohnern große Angst. Die letzten Wochen waren für viele sehr positiv. Wunden konnten ausheilen, Erkältungen auskuriert werden, der Konsum von Alkohol hat abgenommen, die Menschen entwickeln wieder Zuversicht,“ sagt Projektkoordinatorin Ramona Pold.

„Die Mitarbeitenden haben einen Zugang zu den Menschen gefunden, einige konnten ins Hilfesystem, wie das ambulant begleitete Wohnen oder die Krankenwohnungen der Diakonie und Caritas vermittelt werden, mehrere Menschen haben bereits Arbeit gefunden,“ betont auch Diakonie-Kollegin Ursula Büchsenschütz.

Seitens der Region Hannover wurde zuletzt eine Teilfinanzierung in Aussicht gestellt und auch seitens des Landes Niedersachsen gab es positive Signale für eine Anschlussfinanzierung.

„Wir haben in den letzten Wochen viele Mut machende Gespräch mit allen Verantwortlichen geführt und waren von der Nachricht, dass keine Folgemaßnahme geplant sei, entsprechend überrascht“, erklärt Andreas Schubert die momentane Situation.

Am Freitag letzter Woche haben beide Verbände deshalb in einem gemeinsamen Brief an Oberbürgermeister Belit Onay betont, wie wichtig die gesicherte Unterbringung und die Fortführung der Arbeit für die Betroffenen sei. Eine Antwort dazu steht aktuell noch aus.

„Covid 19 ist noch nicht vorbei. Die Gruppe der wohnungslosen Menschen braucht einen besonderen Schutz. Die Bedingungen, die seinerzeit zur Eröffnung der Jugendherberge führten, haben sich für die Menschen nicht verändert“, sagt Schubert.

„Wir hoffen nun, dass die Gespräche wiederaufgenommen werden und wir die erfolgreiche Arbeit der letzten Wochen und Monate gemeinsam mit der Stadt, der Region und dem Land fortsetzen können. Es braucht zeitnah eine Lösung für die Menschen und ihre berechtigten Interessen nach Schutz und sicherer Unterbringung“, fordert der Caritas Chef.