Jan Meyer ist Gospelreferent

Nachricht Hannover, 30. Juli 2020
Jan Meyer
Foto: Alexandra Bidian

Neben seiner Stelle als Kantor in der Gospelkirche Hannover ist Jan Meyer seit Dezember 2019 mit einer halben Stelle als theologischer Referent für Gospelmusik der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers tätig. Mitte Juli wurde er in einem Open-Air-Gottesdienst durch Oberlandeskirchenrat Dr. Klaus Grünwaldt offiziell in das Amt als theologischer Referent eingeführt. Wir haben diesen Anlass genutzt, um mit ihm über Gospelmusik und seine Tätigkeiten als Kantor und Gospelreferent zu sprechen.

Stadtkirchenverband: Woher kommt Ihre Leidenschaft für Gospel? Warum Gospel?

Jan Meyer: Vor 13 Jahren habe ich mit meiner damaligen Schüler-Rockband einen Gospelchor in meiner Heimat, dem Weserbergland begleitet. Von der Energie und der Körperlichkeit dieser Musik begeistert, war dieses Erlebnis für mich der Einstieg in die bunte und vielfältige Welt der Gospelmusik - und ein paar Jahre später habe ich meinen ersten, eigenen Gospelchor gegründet: Direkt fanden sich 60 Sänger*innen zusammen. An der Gospelmusik reizt mich, dass sie einen leichten Zugang zum mehrstimmigen Gesang bietet und gleichzeitig rhythmisch wie harmonisch sehr komplex sein kann. Gospel ist gelebter Glaube - und mich fasziniert es, mit 3 bis 500 oder mehr Sänger*innen gemeinsam davon zu singen.

Stadtkirchenverband: Was sind Ihre Aufgaben als Gospelreferent der Landeskirche Hannovers?

Jan Meyer: Zu meinen Aufgaben gehört es, die Gospelszene in unserer Landeskirche zu vernetzen. Dabei ist ein Fokus die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Chorleiter*innen und Musiker*innen, aber auch die Themen "Gottesdienst- und Gemeindeentwicklung" stehen auf meiner Agenda: Mit Pastor*innen, Diakon*innen, Musiker*innen und weiteren Interessierten schaue ich, wie Gospel und Gottesdienst vor Ort eine stimmige Symbiose bilden können - und dies geschieht ganz praktisch in Wochenendworkshops in den Gemeinden vom Harz bis an die Nordsee. Ganz konkrete Projekte wie der Landesjugendgospelchor oder die Leitung der Norddeutschen Sommergospelwoche ergänzen meine spannenden Aufgaben.

Stadtkirchenverband: Welche Schnittpunkte haben Ihre Positionen als Kantor der Gospelkirche und als Gospelreferent der Landeskirche?

Jan Meyer: Ich bin sehr froh, dass sich meine beiden halben Stellen so hervorragend ergänzen: Die Gospelkirche ist eine der ältesten Profilgemeinden für Gospelmusik in Deutschland. Viele Dinge, die ich hier im Team entwickle, spiele ich zurück in die Landeskirche - das hat den Vorteil, dass Theoretisches nicht theoretisch bleibt, sondern praktisch erprobt werden kann. Beide Seiten profitieren von den Netzwerken: So singen an jedem dritten Sonntag beispielsweise Gastchöre aus der Landeskirche im Gottesdienst "Classic" der Gospelkirche Hannover und bereichern unser Gottesdienstleben.

Stadtkirchenverband: Gospel und Hannover: Wie passt das zusammen? Ist Hannover eine Gospelstadt?

Jan Meyer: Hannover ist eine Chor- und vor allem eine Musikstadt: Auch die Gospelmusik hat hier einen festen Platz, es gibt viele Chöre, die hin und wieder einmal Gospelsongs singen, aber auch viele dezidierte Gospelchöre vom Jugendgospelchor bis hin zum Gospelsingen auf der Palliativstation. Auch Gospelkonzerte mit dem Gospelchor Hannover und der Hannover BigBand, Kooperationen der Gospelkirche mit dem Jazzclub oder Auftritte von Gospelchören im Theater am Aegi, bei den Chortagen Herrenhausen oder beim Jazzfestival auf dem Trammplatz zeugen davon: Ja, Hannover ist auch eine Gospelstadt - und dies werden wir spätestens 2021 wieder erleben, wenn der Internationale Gospelkirchentag hier zum zweiten (!) Mal Einzug hält.

Stadtkirchenverband: Was sind Ihre Ziele als Gospelreferent der Landeskirche Hannovers?

Jan Meyer: Ich wünsche mir, dass die Gospelmusik einen selbstverständlichen Platz in einer vielfältigen Kirchenmusik von Gottesdienst bis Konzert hat, ich freue mich über Kooperationen von Gospelchören untereinander, eine noch engere Vernetzung zwischen Kirchengemeinden, Gospelchören und weltlichen Partner*innen und ich träume von kleinen regionalen Gospelchortagen. Dabei ist auch die Gospelszene - wie die Chorszene allgemein - von Nachwuchsfragen betroffen: Hier bin ich ganz gespannt auf die Gründung des Landesjugendgospelchors im nächsten Jahr, der unter anderem auch in Hannover singen wird und erhoffe mir, Menschen ermutigen und befähigen zu können, eigene Gospelchöre zu gründen und anzuleiten.

Stadtkirchenverband: Herzlichen Dank für das Gespräch!

 

Autorin: Severine Bunzel

Jan Meyer

Jan Meyer studierte Musik, Evangelische Theologie und Bildungswissenschaften sowie Evangelische Kirchenmusik an der Hochschule für Musik, Theater und Medien und der Leibniz Universität Hannover. Bundesweit leitet er Chorworkshops und ist außerdem musikalischer Leiter der Norddeutschen Sommergospelwoche sowie des Projekts „Gospel hinter Gittern“ (JVA Sehnde). Er komponiert Chormusik unter anderem für den Ev. Chorverband Niedersachsen-Bremen. Derzeit promoviert er in der Evangelischen Theologie im Schnittfeld Gospel und religiöse Bildung, hält Vorträge und publiziert in Theologie und Kirchenmusik.