Die neue St.-Nikolai-Pastorin Rebekka Brouwer engagiert sich für die Wasserstadt Limmer

Nachricht Hannover, 14. August 2020

Blick auf Baukräne und Bagger

Foto Brouwer homepage
St.-Nikolai-Pastorin Rebekka Brouwer beteiligt sich an der Entwicklung der neuen Wasserstadt Limmer. Foto: Sabine Dörfel

Nur ein paar Schritte von der Limmer St.-Nikolai-Kirche entfernt kann Rebekka Brouwer schon ihr neues Arbeitsfeld sehen. Baukräne stehen dort, Arbeiter klettern auf Gerüsten umher und Laster mit Stahlträgern kurven um halb hochgezogene Wohnblöcke. Ab 1. September wird Brouwer sowohl für die Gemeinde St. Nikolai als auch für die Wasserstadt Limmer zuständig sein, Hannovers zweitgrößtem Neubaugebiet am Leineabstiegskanal.

Bewohner werden dort allerdings frühestens im Herbst 2021 einziehen. Doch die Kirche will sich frühzeitig an der Entwicklung der Wasserstadt Limmer beteiligen. Es ist nicht nur ein großes, sondern auch ein konfliktreiches Neubauprojekt. Seitdem der Bau des neuen Stadtteils vor knapp zehn Jahren geplant wurde, gibt es rege Diskussionen vor allem unter den Limmeraner Bürgern. Wie wird sich der Zuzug von bis zu 5000 Menschen auf den traditionellen Stadtteil auswirken? Werden dort Luxuswohnungen am Wasser entstehen oder bezahlbare Unterkünfte für Normal- und Geringverdiener? Wie können zu erwartende Verkehrsprobleme gelöst werden? Kritische Fragen, die von der Bürgerinitiative (BI) Wasserstadt Limmer gestellt werden, einer Gruppe von Anwohnern und künftigen Miet-Interessenten. „Wir wollen als Kirche da sein, bevor die Wasserstadt fertig ist“, sagt Brouwer. „Denn die Entwicklung des Stadtteils beginnt jetzt.“

Brouwer tritt dazu eine neu eingerichtete halbe Projektstelle an. Mit der anderen Hälfte wird sie Gemeindepfarrerin der St.-Nikolai-Kirche sein. „Natürlich werden sich meine Aufgaben überschneiden, doch es ist uns wichtig, mit der Projektstelle ein deutliches Zeichen unserer Beteiligung an der Wasserstadt zu setzen“, sagt die 38-Jährige, die am Sonntag, 30. August, in einem Gottesdienst um 15 Uhr in St. Nikolai eingeführt wird. Kirche müsse neu gedacht werden, wenn sie schon dort aktiv ist, wo es noch keine Gemeinde gibt. „Was es allerdings schon gibt, sind Menschen, denen ihr Stadtteil am Herzen liegt, die sich wegen der Wasserstadt Sorgen machen oder in ihr neue Möglichkeiten sehen“, weiß Brouwer. „Und da gehört Kirche hin.“

Einladung zum Spaziergang durch Limmer

Foto Wasserstadt homepage
Das neue Stadtviertel entsteht auf dem ehemaligen Gelände der Firma Continental. Foto: Sabine Dörfel

So wird die promovierte Pastorin, die bisher in Steimbke bei Nienburg gearbeitet hat und jetzt mit ihrer Familie nach Limmer zieht, in den ersten Monaten vor allem die Begegnung mit den Anwohnern suchen. Eine Aktion unter dem Motto „Zeig mir dein Limmer“ soll dabei helfen. Brouwer lädt Bürger ein, ihr auf einem Spaziergang den Stadtteil mit seinen „schönsten, ältesten oder verwunschesten Ecken“ zu zeigen. Wichtig ist ihr auch der Kontakt zu der Bürgerinitiative Wasserstadt Limmer, die sich im Gemeindehaus der Kirche trifft, und dem Netzwerk „Wir in Limmer“, ein Zusammenschluss von Vereinen, Initiativen und Stadtteilbewohnern. Das Netzwerk hatte sich 2019 gebildet, um ein gemeinsames Stadtteilfest zu planen. Mehr als 800 Menschen feierten dann im September rund um die St.-Nikolai-Kirche, neben kulturellen und musikalischen Angeboten gab es auch Informationen und Diskussionen über die Entwicklung der neuen Wasserstadt. 2020 verhinderte die Corona-Pandemie eine Wiederholung des Festes, doch die Initiative „Wir in Limmer“ hat den nächsten Termin schon für Juni 2021 festgelegt.

Brouwer versteht sich bei ihrer Arbeit nicht als Einzelkämpferin. „Ich komme in eine gut funktionierende Kirchengemeinde mit vielen Ehrenamtlichen und einem aktiven Kirchenvorstand“, freut sie sich. „Damit hat unsere Beteiligung an der Entwicklung des Wasserstadt-Quartiers eine sehr gute Basis.“ Rückhalt wird Brouwers Projekt auch durch den Stadtkirchenverband erhalten. Pastor Michael Schneider, Beauftragter für Bau- und Quartiersentwicklungen, berät die Gemeinde St. Nikolai seit zwei Jahren zum Thema „Wasserstadt Limmer“ und hat sich für die Einrichtung der auf fünf Jahre angelegten Projektstelle eingesetzt. „Kirchliches Leben in der Wasserstadt bedeutet nicht unbedingt, dort mit eigenen Räumen präsent zu sein“, sagt er. „Eher werden wir Projektangebote machen, um zeitlich befristete Mitarbeit oder Teilnahme zu ermöglichen.“  Je nach zu erwartender Bevölkerungsstruktur könnten Singles, Studierende, Rentner oder Familien Schwerpunkte kirchlicher Zielgruppen bilden.

Dass über Brouwers neues Arbeitsfeld derzeit noch Bagger rollen, bremst ihren Elan nicht. „Ich möchte auch mit der Bauleitung Kontakt aufnehmen“, kündigt die Pastorin an. „Vielleicht kann ich sie dazu gewinnen, mich mal über die Baustelle zu führen.“

Sabine Dörfel/Öffentlichkeitsarbeit des Stadtkirchenverbandes