Das Landgericht Hannover hat im Vorfeld des Prozesses um das geplante neue Reformationsfenster am 3. November jetzt bei einem Ortstermin die Marktkirche Hannover besichtigt. Unter Leitung des Vorsitzenden Richters Florian Wildhagen unternahmen die drei Gerichtsvertreter einen Rundgang durch die Kirche, um sich ein Bild des Raumes zu verschaffen. Sie prüften dabei Einzelheiten wie den Lichteinfall, die Sichtbarkeit des geplanten Fensters sowie die bestehende Ausstattung der Kirche. Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes begrüßte das Gericht, die zahlreichen Medienvertreter sowie den Kläger Georg Bissen, Erbe des Marktkirchen-Architekten Dieter Oesterlen. „Unsere Demokratie verhandelt öffentlich, das finde ich gut“, sagte Müller-Brandes. Das geplante Reformationsfenster des Künstlers Markus Lüpertz soll ein Geschenk des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder an die Marktkirche sein. Der Anlass der Schenkung war das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Um das modern gestaltete Fenster entbrannte ein Streit zwischen der Marktkirche und Georg Bissen, der sich auf das Urheberrecht seines Stiefvaters beruft und einen Einbau des Fensters verhindern will. Der Architekt Dieter Oesterlen hatte zwischen 1946 und 1952 den Wiederaufbau der Marktkirche geleitet. Die Marktkirche hat sich nach anfänglich kontroversen Diskussionen für das Fenster ausgesprochen. Auf dem Fenster ist unter anderem ein segnender Luther zu sehen. Für Aufregung sorgen fünf große Fliegen, die das Böse und die Vergänglichkeit symbolisieren sollen. Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes sagte bei dem Ortstermin: „Das Fenster fordert heraus, setzt Zeichen. Die Fliegen fragen nach den großen Themen der Zeit. Kirche darf und muss sich verändern, auch unsere Kirchenräume müssen sich verändern dürfen. Wir sind kein Museum.“
Sabine Dörfel/Öffentlichkeitsarbeit des Stadtkirchenverbandes Hannover
Information: Das Urteil in dem Prozess um das Reformationsfenster wird das Landgericht am Montag, 14. Dezember, um 14 Uhr verkünden.
