Früherer EKD-Oberkirchenrat wird Pastor in der Zachäus-Gemeinde in Hannover

Nachricht Hannover, 08. Februar 2021

Stephan Goldschmidt ist neuer Pastor der evangelisch-lutherischen Zachäus-Gemeinde in Hannover-Burg. Der promovierte Theologe wurde von Superintendent Karl Ludwig Schmidt in einem Corona-bedingt kleinen Gottesdienst in sein Amt eingeführt. Im November war Goldschmidt einstimmig zum neuen Pastor der Gemeinde gewählt worden. Durch die Corona-Maßnahmen verzögerte sich die Einführung.

„Tochter Zachäus, freue dich!“, sagte Superintendent Schmidt in Anspielung auf das bekannte Adventslied. „Jauchze laut, Gemeinde hier in Burg, dein Pastor kommt.“ Nach einer kurzen Vertretungszeit sei die Freude nun groß, dass die Gemeinde mit Dr. Goldschmidt einen neuen Pastor bekomme, „der genau hierhin passt“. Stephan Goldschmidt liege der Gottesdienst sehr am Herzen. „Mit Ihnen kommt ein vielseitiger Theologe in die Gemeinde, der wissenschaftliche Arbeit kennt und schätzt, aber auch aus der Gemeindearbeit genau weiß, welche Herausforderungen sich Kirche heute stellen muss“, so Schmidt weiter. „Wir brauchen in diesen Zeiten solches Gelingen, an dem wir uns aus vollem Herzen freuen können.“

Die Themen Gottesdienst, Kirchenmusik, Gesangbuch und die Begleitung der Liturgischen Konferenz gehörten zu den Schwerpunktaufgaben des evangelischen Pastors, der neben seiner Stelle in der Zachäus-Gemeinde auch als Theologischer Referent des Regionalbischofs Eckhard Gorka im Sprengel Hildesheim-Göttingen tätig ist. Als Oberkirchenrat leitete er das Referat Gottesdienst und Kirchenmusik im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)und war zudem Geschäftsführer der Liturgischen Konferenz.

„Nicht kunstvolle Worte machen eine Predigt zum Gotteswort, sondern das Hören“, sagte Goldschmidt in seiner ersten Predigt nach seiner Einführung. „Dort, wo Sie als Hörende einen Gedanken, einen Satz aufnehmen und wirken lassen, da beginnt Gottes Geist zu wirken.“ Gerade heute falle es schwer, zu hören und dem gehörten Raum zu lassen. „Kaum eine Zugfahrt, ohne dieses Grundrauschen oder wo man zum unfreiwilligen Zuhörer eines Telefongespräches wird. „Es geht gar nicht anders. Ab und zu müssen wir unsere Ohren auf Durchzug stellen. Oder unsere Ohren verschließen. Es ist einfach zu viel, was in den Ohren klingt. Wir müssen uns auch mal schützen. Das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden.“

Gott spreche nicht direkt, seine Stimme sei in und unter menschlichen Worten „Aber nicht die Worte des Predigers machen die Predigt zu Gottes Wort – im Gegenteil es gibt auch manches Kanzelgeschwätz.“ Und dieses verhindere gar, dass die Saat des Gotteswortes aufgehe. Auch die Interpretation der Bibel als Gotteswort sei missverständlich: „Es klingt, als ob das Wort des Lebens zwischen zwei Buchdeckeln passt. Als ob man es schwarz auf weiß Bücherregal tragen könnte.“

Sobald es wieder möglich sei, könne sich Pastor Dr. Goldschmidt verschiedene Möglichkeiten des Kennenlernens vorstellen – Begegnungsabende oder die Nacht der Kirchen. „Ich habe große Freude am Predigen“, sagte Dr. Goldschmidt. 

An der Zachäus-Gemeinde habe ihn das große Interesse an spirituellen und kulturellen Themen gereizt. Die Gottesdienstkultur reiche von gesungener Liturgie bis zu alternativen Gottesdiensten. „Ich feiere gern den klassischen Gottesdienst. Aber genauso gern experimentiere ich.“

Die Predigt der Einführung wird als Podcast und zum Lesen als pdf auf der Seite der Kirchengemeinde unter www.zachaeusgemeinde-hannover.de  zur Verfügung gestellt.

Zur Person:

Dr. Stephan Goldschmidt war von 2001 bis 2010 Gemeindepfarrer in Kassel, wo er in mehreren Projekten mit der jüdischen Gemeinde und der Moscheegemeinde zusammenarbeitete. Anschließend leitete er acht Jahre lang als Oberkirchenrat das Referat Gottesdienst und Kirchenmusik im EKD-Kirchenamt und war Geschäftsführer der Liturgischen Konferenz in der EKD. Heute ist Dr. Goldschmidt Theologischer Referent des Regionalbischofs Eckhard Gorka im Sprengel Hildesheim-Göttingen. Dort ist er zudem Ansprechpartner für das Projekt „einfach.Gottesdienst.feiern“, durch das kleine Gemeinden auch ohne zur Verkündigung Beauftragte Gottesdienste abhalten können. Dr. Stephan Goldschmidt und seine Frau, Pastorin Inken Richter-Rethwisch, haben drei Kinder.