Lob und Dank - Gedanken von Pastor Stephan Lackner

Nachricht Hannover, 28. Juni 2021

Aus einer aktuellen Andacht von Ende Juni 2021 - Als geistliches Wort für die Andacht heute geht mir die Tageslosung von gestern nach, mit der ich mich für das Mittagsgebet beschäftigen musste:

Tageslosung:
Ich will dich loben mein Leben lang und meine Hände in deinem Namen aufheben. Ps 63,5
Mit Freuden Dank sagt dem Vater, der euch tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht. Kol 1,11-12

Hier ist viel von Lob und Dank die Rede.

Mir ist aufgefallen, dass ich vor allem ab der zweiten Hälfte der Coronazeit total genervt war von der ständigen Berichterstattung über Corona. Genervt, weil ich manches einfach nicht mehr hören wollte, manche Debatte total überzogen fand und es mir auf den Geist ging, wie jede Änderung oder jeder Vorschlag, was jetzt wieder dran wäre, sofort total zerrissen wurde, an allem Kritik geübt wurde.

Und ich merkte, ich werde immer schlecht gelaunter. Immer kritischer habe immer genauer sofort darauf geachtet, was wieder nervt und hab dann selbst genervt.

Man kann sich, oder besser, ich konnte mich ganz gut in so eine Spirale hineindrehen, wo man ständig immer mehr genervt ist und den Blick für die anderen Dinge verliert.

In der Beschäftigung mit dem Thema Lob und Dank gestern fiel mir wieder das alte Sprichwort ein: Loben zieht nach oben und Danken schützt vor Wanken.

Und ich fand noch etwas interessanteres, dass nämlich die Behauptung dieses Sprichwortes auch mit wissenschaftlichen Erkenntnissen unterstützt wird.

Die amerikanische Psychologin Sonja Lyubomirsky hat folgende positiven Auswirkungen der Dankbarkeit auf die körperliche und psychische Gesundheit eines Menschen aufgeführt:
„Wer dankbar ist, kostet die schönen Momente des Lebens intensiver aus, fördert das eigene Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, geht mit Stress und Problemen besser und konstruktiver um, ist hilfsbereiter und rücksichtsvoller, hat eine wichtige soziale Kompetenz. Dankbare Menschen sind weniger anfällig für Neid und Minderwertigkeitsgefühle, sie können mit Ärger anders umgehen, werden über einem Unglück nicht bitter und haben so etwas wie eine Notration für die dunklen und weniger glücklichen Tage des Lebens. Wer dankbar ist lebt zufriedener und gesünder.“ *1

Und an anderer Stelle las ich, dass man mit Dankbarkeit sozusagen sein Gehirn trimmen kann, denn indem man ihm immer einen positiven Impuls gibt, regt das das Belohnzentrum an und das Gehirn fängt an, mehr danach zu suchen.

Also lohnt es sich, das mal zu probieren, ein wenig einzuüben, vielleicht mit einem kleinen Ritual, von dem folgende Geschichte erzählt:

„Zu einer weisen alten Frau, die zufrieden in ihrer kleinen Hütte lebte, kamen die Kinder des Dorfes. Eine ganze Weile standen sie etwas schüchtern am Gartenzaun. Die Frau, die sie natürlich wegen ihres aufgeregten Wisperns längst wahrgenommen hatte, wartete geduldig. Dann traute sich ein kleines, keckes Mädchen mit Sommersprossen und kurzen, dunklen Zöpfen. Sie öffnete vorsichtig das Gartentor, schritt zwischen Blumen- und Gemüsebeeten lang und stand schließlich vor der alten Frau, hinter sich die anderen Kinder.

Lächelnd sah die Frau in die Gesichter der Kinder. Sie wartete. Wieder ist es die Kleine mit den Zöpfen, die sich traute; „Die Leute im Dorf sagen, Du bist reich. Warum lebst Du dann in einer kleinen Hütte und nicht in einem großen Schloss?“ „Sagen die Leute das?“ Die Frau sieht die Kleine nachdenklich an. „Nun, sie meinen nicht, dass ich viel Geld habe. Ich habe viel Freude am Leben. Das macht die Dankbarkeit.“ Nun schauen sie viele Kinderaugen fragend an. „Wollt ihr mein Geheimnis wissen?“ Kinder wollen immer gerne Geheimnisse erfahren!

Die Frau greift in ihre linke Schürzentasche und holt eine Handvoll Bohnen heraus. „Das ist das Geheimnis meines Glücks und mein Reichtum. Jeden Morgen, wenn ich aufstehe, stecke ich eine Handvoll Bohnen in meine linke Schürzentasche. Und jedes Mal, wenn mir etwas gut gefällt und mein Herz berührt, nehme ich eine der Bohnen und lege sie in meine rechte Schürzentasche. Wenn mir zum Beispiel meine Blumen hier im Garten so prächtig blühen, wenn ein Vogel singt und die Kartoffeln wachsen, wenn ein Mensch mich freundlich grüßt und die Sonne meine Haut wärmt. Und wenn ich dann abends an meinem warmen Ofen sitze, nehme ich all die Bohnen dieses Tages aus meiner rechten Schürzentasche, erinnere mich daran, was ich Gutes an diesem Tag erlebt habe und sage dem Herrgott ‘Danke!’ für die guten und schönen Augenblicke des Tages. Die Dankbarkeit macht mich reich!“

Still staunend schauen die Kinder die alte Frau an. Sie steht auf, holt einige Hände voll Bohnen aus ihrem Vorratsraum und schenkt sie den Kindern. Als sie strahlend von dannen ziehen, nimmt die alte Frau eine Bohne aus ihrer linken Schürzentasche und legt sie in die rechte.“ *2

Also habe ich mal ein paar Bohnen (Perlen) mitgebracht, für alle, die es mal ausprobieren wollen. Kleine Rituale helfen,es könnten auch andere sein: zB Dankbarkeits-Tagebuch, Dankbarkeits-Schale mit Zettel oder einfach ein Innehalten und ein kurzes, knackiges „Danke“ gen Himmel schicken.

Klar, all das nicht, um jeder berechtigten Kritik aus dem Wege zu gehen, oder sie unter den Tisch zu kehren! Gott bewahre! Aber um neben all dem, was da berechtigt auch zur Sprache kommen musss, nicht aus den Augen zu verlieren, dass es auch noch etwas anderes gibt. Und vielleicht ist es wahr, was ein anderer Satz sagt:

 An der Frage der Dankbarkeit entscheidet sich, welchen Klang die Melodie meines Lebens hat.

Autor: Pastor Stephan Lackner

Quellenangaben:
*1 Lyubomirsky, Sonja: Glücklich sein: Warum sie es in der Hand haben, zufrieden zu leben, Frankfurt/New York 2008

*2 Autor/in unbekannt