Zirkusprojekt an Lindener Schule mit über 30 Teilnehmenden

Nachricht Hannover, 25. August 2021
In der kleinen Turnhalle der Egestorffschule üben die kleinen Artisten für ihren Auftritt. Foto: Jens Thilo Nietsch

Jonglierend durch die Ferien

„Wenn du dich zu weit nach vorne beugst, dann fällst du um.“ Behutsam und gleichzeitig aufmunternd kommentiert Michael Behrens die vorsichtigen Bewegungen der 10-jährigen Kayleigh auf einer Laufkugel. Kayleigh ist eines von über 30 Kindern im Alter zwischen 6 und 14 Jahren, die im Rahmen eines sozialen Projektes für eine Woche Zirkusluft schnuppern dürfen und dabei ein paar Tricks aus der Zirkuswelt erlernen können.

Gedacht ist das Projekt, das seit Montag läuft, für Kinder, die sonst nicht die Möglichkeit hätten, in den Ferien in den Urlaub zu fahren oder an anderen größeren Aktivitäten teilzunehmen. Behrens ist für den Verein „Netzwerk Lebenskunst“ aktiv, der zusammen mit den Leine-Lotsen, der Abteilung für Jugend- und Familienhilfe des Diakonischen Werks Hannover, das Projekt an der Egestorffschule im Stadtteil Linden-Süd anbietet. Eine Förderung erfährt die Projektwoche durch das Programm „Zirkus gestaltet Vielfalt“, im Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“, ebenfalls gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Das Angebot für die Kinder ist vielfältig. Einige versuchen sich an Tellern, die auf der Spitze eines Holzstabes zum Drehen gebracht werden sollen, andere versuchen sich beim Jonglieren mit kleinen Plastikringen und wieder andere balancieren auf langen Holzstangen oder ziehen sich an Tüchern empor in luftige Höhen.

Berührungsängste hätten die Kinder nicht, berichtet Behrens, der von den jungen Nachwuchsartisten auch gerne mal einfach kumpelig „Mic“ genannt wird. Natürlich sei das Üben auch Arbeit, die aber gleichzeitig erfüllend für ihn und sein Betreuerteam sei, das insgesamt acht Kräfte umfasst, allesamt mit längerer Erfahrung in der Zirkuswelt, so Behrens weiter. Auch Behrens selbst ist, wie sein Partner Christoph Lietz, in der Zirkuswelt aktiv und hat Auftritte mit dem Zirkus „Moskito“.

„Natürlich soll hier das Selbstbewusstsein der Kinder gestärkt werden, auch durch den Auftritt vor Publikum“, beschreibt Behrens eines der Ziele des Projektes. Den Auftritt wird es am Freitag geben, der auch den Abschluss der Projektwoche darstellt. Coronabedingt wird dieser allerdings nicht vor einem größeren feiernden Publikum stattfinden, die aktuellen Bedingungen würden dies einfach nicht hergeben, erklärt Behrens. Zirkusatmosphäre für die kleinen Artisten soll es aber trotzdem geben, ein Zirkuszelt ist in der Turnhalle der Schule, in der auch das Training ist, aufgebaut, quasi als optischer Anreiz, das Gelernte in angemessener Umgebung aufführen zu können, dann im internen Kreis.

Und wenn man die Kinder beobachtet, ist ihnen eine gewisse Vorfreude auf diesen Tag anzusehen. Ein wuseliges, aber konzentriertes Treiben herrscht in der Turnhalle, gepaart mit einer entsprechenden (und gleichermaßen sympathischen) Geräuschkulisse.

Ganz ohne Rahmen oder zeitlichen Einteilungen kommt aber auch diese Projektwoche nicht aus. Die Tage sind gestaffelt, los geht es morgens um 8 Uhr. Zunächst gibt es ein gemeinschaftliches Frühstück, es folgen ein paar lockere Spielchen und schließlich die erste „Trainingseinheit“ von 10 bis 13 Uhr, danach ist erstmal eine verdiente Stunde Mittagspause angesagt. Von 14 bis 17 Uhr geht es nochmal an die Geräte.

Und das viele Üben scheint sich für die Kinder bezahlt zu machen. „Mic, guck mal“, ruft ein Kind Michael Behrens aufgeregt entgegen und freut sich darauf, ihm seine Fortschritte zeigen zu können. Und die anfangs erwähnte Kayleigh kommt immer besser mit ihrer Laufkugel zurecht, was auch an der guten Stimmung innerhalb der Gruppe liegen würde, so Kayleigh. „Ich finde es richtig cool und die Betreuer sind richtig nett“, so die 10-Jährige mit lobenden Worten in Richtung des Betreuerteams.

Und auch Inken Hennies freut sich über den Anblick der übenden Kinder, als sie in der Turnhalle vorbeischaut. Das Projekt sei aus ihrer Sicht sehr wichtig. „Grade, weil die Kinder durch Corona viele soziale Kontakte verloren haben. Schön, dass sie dann auf diesem Wege etwas haben“, so Hennies, eine von zwei Koordinatorinnen vom Ganztagsbereich des Diakonischen Werks. Einige hatten schon an der Zirkus-AG der Egestorffschule teilgenommen, berichtet Hennies weiter. Diese gibt es bereits seit 20 Jahren, die Projektwoche gab es in diesem Jahr zum ersten Mal. Wenn es nach den Kindern geht, war es wahrscheinlich nicht die letzte.

Text: Jens Thilo Nietsch