30 Jahre Organist an der Kreuzkirche und 25 Jahre „Zeit zum Anhalten“: Axel LaDeur feiert zwei Jubiläen

Nachricht Hannover, 13. Januar 2022

Knapp 400 Kerzen zündet Axel LaDeur an jedem Donnerstagabend im Januar an, seit 25 Jahren ohne eine Unterbrechung. Auf den Altarstufen und entlang der Wände tauchen sie die komplette Kreuzkirche in ein magisches Licht. „Ich bin da inzwischen Profi und schaffe das in einer guten Viertelstunde“, verrät der Organist der Kreuzkirche. LaDeur will nicht in das Guinness-Buch der Rekorde kommen, sondern Menschen eine meditative „Zeit zum Anhalten“ bieten. 1997 begründete er die gleichnamige Reihe, deren Markenzeichen eine halbe Stunde Orgelmusik in der von sanftem Kerzenschimmer stimmungsvoll erleuchteten Kreuzkirche ist. Die Reihe findet nur im Januar statt, „dann haben die Menschen wieder Zeit nach dem Weihnachtstrubel, brauchen aber immer noch etwas für die Seele“, sagt der Musiker lächelnd.

Oft stehen die Konzerte unter einem bestimmten Thema wie „Unterwegs mit den Königen“ zum Dreikönigstag oder „Pomp and Circus Dances“, eine bunte Orgel-Revue zum diesjährigen Abschluss der Reihe am 27. Januar. Hier schöpft LaDeur aus seinem breiten musikalischen Können. Neben seinem begrenzten Deputat als Kreuzkirchen-Organist ist der 54-Jährige noch als freischaffender Solomusiker, Bandmitglied, Arrangeur, Chorleiter und Musical-Mitproduzent unterwegs. Lange Jahre hatte er eine Tanzband, er fühlt sich in E- und U-Musik gleichermaßen zu Hause. Roter Faden ist für ihn aber immer „die Suche nach dem Klang“, ob mit dem Saxofon, am Keyboard oder an den Orgeltasten. „Jeder Mensch hat einen Klang eingebaut und dem läuft er hinterher“, fasst LaDeur bündig zusammen, was andere wahlweise als „künstlerisches Ringen“ oder „musische Inspiration“ bezeichnen würden.

Mit dem Saxofon dem „Klang hinterherzulaufen“ ist für ihn deutlich anders, als der Orgel ihre Töne zu entlocken. „Die Töne des Blasinstruments kann ich formen, bei Tasteninstrumenten muss ich mit einem fertigen, weitgehend feststehenden Klang arbeiten“, beschreibt LaDeur den Unterschied. Immerhin kann er nach der vor zehn Jahren erfolgten Renovierung der Orgel in der Kreuzkirche jetzt mit einem „wirklich klangschönen Instrument“ arbeiten. „Da ist ein Rolls Royce draus geworden“, lobt er den Wandel von dem ehemals „sehr schrillen, uncharmanten“ Neobarock-Klang hin zu dem voluminösen, ausgewogenen Tonspektrum der damals monatelang neu intonierten Orgel.

Der Organist weiß, wovon er redet, denn auch an der Kreuzkirche kann er ein Jubiläum feiern. Vor 30 Jahren begann er seinen Dienst in der Innenstadtkirche und hofft, dort noch ein weiteres Jahrzehnt runden zu können. Während in der Marktkirche die großen Konzerte und Choraufführungen stattfinden, ist die Kreuzkirche „ideal für kleine Formate“. Da sind zum Beispiel die besonderen „Konzerte in der Kreuzkirche“, Kammerkonzerte mit Gastensembles, oder die 2019 begründeten Abende unter dem Titel „A Jazzy Afterwork“, bei der LaDeur zu „Plaudereien über Musik“ einlädt, häufig zusammen mit dem Saxofonisten Thomas Zander. Jazzliebhaber können dann den „Amerikaner in Paris“ hören, erfahren aber auch, warum Barock- und Jazzmusik eng miteinander verbunden sind.

Der aus der Nähe von Celle gebürtige Musiker schätzt die Kreativität seines Berufes, finanzielle Sicherheit ist ihm aber nie garantiert. In der Corona-Zeit brachen ihm Auftritte und Buchungen weg. „Zumindest engagierte mich ein Seniorenstift für Saxofon-Hofkonzerte“, blickt LaDeur auf das vergangene Jahr zurück. Auf seinem Plan stehen noch neue Projekte. So will der Organist seine Arbeit mit Kindern verstärken. Bei den Orgelentdeckertagen im vergangenen Herbst bot er erstmals gut besuchte Orgelführungen für Kinder an. „Das will ich ausbauen“, kündigt LaDeur an. Auch an besonderen Orgelkonzerten für Kinder arbeitet er bereits. Die Idee ist, Märchengeschichten für Kinder musikalisch zu arrangieren. Fertige Texte gebe es für diesen Zweck zwar schon, doch der Musiker setzt auf Kreativität.  „Ich will Autorinnen und Autoren für neue Geschichten gewinnen“, sagt er, „gerne auch aus Hannover“.

Weitere Termine der Orgel-Reihe „Zeit zum Anhalten“ jeweils donnerstags um 18.30 Uhr in der Kreuzkirche Hannover:

Donnerstag, 13. Januar,  SPECIAL „Premier Mouvement“, Sax und Orgel mit Thomas Zander und Axel LaDeur
Donnerstag, 20. Januar, SPECIAL „Von Flöten und Pfeifen...“, Blockflöte und Orgel mit Elisabeth Schwanda und Axel LaDeur
Donnerstag, 27. Januar, CLASSIC „Pomp And Circus Dances“, Orgel solo zur „Last Night“ mit Axel LaDeur