Stadtkirchenverband Hannover: Trotz sinkender Mitgliederzahlen, Trend zeigt Nachholbedarf bei Taufen

Pressemitteilung Hannover, 27. Juni 2022
Parallel zur Bekanntgabe der aktuellen Mitgliederzahlen wirbt der Stadtkirchenverband Hannover im Fahrgastfernsehen mit einer Image-Kampagne. Foto: Fabian Gartmann

Zeitgleich mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gibt die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers heute ihre grundlegenden statistischen Daten zum kirchlichen Leben im Jahr 2021 bekannt.

Zahlen für den Ev.-luth. Stadtkirchenverband Hannover

Zum Stichtag 31.12.2021 gehörten zum Stadtkirchenverband Hannover 164.793 Menschen. Rund 300 Menschen treten jährlich im Stadtkirchenverband wieder in die Kirche ein. Im Jahr 2021 waren es 267 (2020: 266, 2019:376. Im Jahr 2021 traten im Stadtkirchenverband 4.673 Menschen aus der Kirche aus (2020: 4.076).

Die Kirchenmitgliederzahl im Stadtkirchenverband Hannover sank 2021 um 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (im Vorjahr waren es 3,5 Prozent.) Die Kirchenaustrittszahlen sind 2021 um 14,06 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, das heißt weniger als im Vorjahr (wo sie im Vergleich zum Jahr davor um 36 Prozent gestiegen waren).

Demgegenüber stehen 726 Taufen (2020: 535, 2019:1.140) im Jahr 2021 im Stadtkirchenverband Hannover.

1977 Menschen wurden im Jahr 2021 im Stadtkirchenverband Hannover kirchlich bestattet (2020:1.800, 2019:1.793).

Kirchliches Leben auch 2021 noch von Corona-Pandemie beeinflusst

Auch im Jahr 2021 haben die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie sich sehr deutlich auf das kirchliche Leben ausgewirkt. Nach dem historischen Tiefstand bei Taufen, Trauungen und Konfirmationen im ersten Jahr der Pandemie feierten im letzten Jahr deutlich mehr Menschen Gottesdienste in besonderen Lebenssituationen. Allerdings sind es immer noch spürbar weniger Taufen und Trauungen als im Jahr 2019.

Ausblick: große Nachfrage bei kirchlichen Angeboten

„Die hohen Austrittszahlen machen uns allerdings zu schaffen. Gleichzeitig ist unsere Kirche enorm nachgefragt und wird sehr wertgeschätzt. Ich habe den Eindruck, dass es besonders jetzt großen Nachholbedarf seitens kirchlicher Aktivitäten und Handlungen gibt, der mit viel Freude von den Kirchengemeinden und dem Stadtkirchenverband aufgenommen wird,“ sagt Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes. Beispiele dafür seien das große Tauffest zu Pfingsten in den Herrenhäuser Gärten, bei dem unter freiem Himmel an verschiedenen Taufstationen 60 Kinder von Pastorinnen und Pastoren der Kirchengemeinden getauft wurden. Als weiteres Beispiel nannte er die Candle-Night-Trauung in der Marktkirche am 22.2.22, bei der spontan mehr als 15 Paare kirchlich geheiratet haben.

„Nach zwei Jahren Corona erleben wir eine Welle von nachzuholenden kirchlichen Ereignissen wie Taufen, Hochzeiten, Konfirmationen, Segnungsgottesdiensten, Gemeindefesten, kulturellen Veranstaltungen mit Musik, Literatur und Kunst. Musikalische Talente, Chöre und Kulturschaffende dürfen endlich wieder proben, aufführen und sind entsprechend stark gefragt. Über das große Engagement unserer Kolleginnen und Kollegen, die sich mit viel Freude und Hingabe haupt- oder ehrenamtlich für unsere evangelische Kirche einsetzen, bin ich sehr dankbar!“ ergänzt Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes.

Zu einem interreligiösen Friedensgebet zu Beginn der Ukraine-Krise sei die Marktkirche bis auf den letzten Platz gefüllt gewesen. Bis zu 2.500 Personen verfolgten das Gebet auf dem Marktplatz vor dem wegen Überfüllung geschlossenen Gotteshaus und nahmen an der anschließenden Kundgebung auf dem Marktplatz teil.

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine suchen viele Menschen auch in Hannover Trost und Unterstützung im Gebet und in Gottesdiensten oder besuchen Benefizkonzerte, die zugunsten der Ukraine-Hilfe stattfinden. Gemeinsam mit dem Diakonischen Werk Hannover wurden im Stadtkirchenverband Hannover viele Hilfsinitiativen gestartet. So geben Seelsorgerinnen und Seelsorger in einem Seelsorgezelt auf dem Messegelände geflüchteten Menschen die Möglichkeit, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Die Seelsorge wird weiterhin in den Notunterkünften der Stadt angeboten.

Das Zahnmobil leistet zahnärztliche Versorgung in den Unterkünften und Kleiderkammern unterstützen Geflüchtete mit einer Erstausstattung, weil diese oft nur mit dem, was sie am Körper getragen haben, hier angekommen sind. Gemeinsam mit dem ukrainischen Verein werden weitere Hilfsangebote bereitgestellt.

Auch die Wohnungslosenarbeit von Kirche und Diakonie läuft weiterhin auf Hochtouren. Da die prekäre Situation der auf der Straße lebenden Menschen weiter zugenommen hat und täglich hunderte Personen den Kontaktladen Mecki I und II in der Nähe des Hauptbahnhofes besuchen, wurde gemeinsam mit der Stadt Hannover ein neuer Standort mit größeren Räumlichkeiten und mehr Platz für die medizinische Versorgung gefunden.

Spielerisch, mittendrin, tanzend und gut gelaunt präsentierte sich der Stadtkirchenverband Hannover am Tag der Niedersachsen. Als Besuchermagnet konnte eine Kathedrale aus rund 600.000 Lego-Steinen bewundert werden und die ersten Exemplare eines Miniatur-Modells der Marktkirche aus Lego gewonnen werden.