Gedanken zum Reformationstag 2020 von Stadtkirchentagspräsidentin Wencke Breyer

Abschweifen zu einer kreativen, innovativen und sich verändernden Kirche

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In den letzten Tagen schweifen meine Gedanken viel in das Jahr 2017, in dem wir das Gedenken an den Thesenanschlag von Martin Luther weltweit mit vollen Gottesdiensten gefeiert haben. Ein Jahr, in dem ich selbst die weltweite Vielfalt der Christenheit erleben durfte. Gesehen habe, wie unterschiedliche Christen in der Welt ihre Kirche leben und gestalten und wir gemeinsam Gemeinschaft feiern können.

Und dann 2020, so ganz anders, aber ist es das wirklich? Sind wir nicht seit März mittendrin in dem, was wir immer mit „ecclesia semper reformanda“ hören? Ich möchte dieses „Die Kirche muss immer erneuert werden“ mit „Ja" beantworten, wohl wissend, dass sich meine Kirche auch schwertut, bestehende und bekannte Strukturen oder Machtverhältnisse zu verändern.

Ich erlebe 2020 eine Kirche hier vor Ort und in Niedersachsen, die gerade so vor Kreativität, Innovation und Offenheit für neue Wege strotzt. Ich erlebe meine Kirche, in der die Ideen nur so sprudeln und nicht gleich eine Schere im Kopf sagt, dass das nicht geht. Ich erlebe eine Kirche und damit Personen, die sich Gedanken machen, wie sie die Botschaft der Bibel auch ohne Gottesdienst mitteilen können. Da gibt es ein Stück Regenbogen mit etwas Seelenfutter an einer Wäscheleine vor der Kirchentür ebenso, wie den digitalen Gottesdienst, den ich bereits morgens mit dem Frühstückskaffee zu mir nehmen kann. Ich höre Orgelmusik durch die weit geöffneten Kirchenfenster und -türen.

Und ich erlebe, dass sich Personen durch diese kleinen Zeichen wie diesem Stück Regenbogen mit Seelenfutter wieder von Kirche angesprochen fühlen. Ich höre von ordinierten Personen, die sich über positive Rückmeldungen nach einem Gottesdienst freuen, der gerade so anders ist als altgewohntes, weil der Gesang oder auch eine lange Predigt fehlen.

2020 - mittendrin in dem, wovon wir reden: Reformation und Kirche lebt von Veränderungen. Ich werde den Reformationstag 2020 dazu nutzen, für jeden Buchstaben des Wortes REFORMATION einen Begriff zu finden, für das, was ich persönlich mit Reformation verbinde oder welchen Beitrag ich dazu leisten kann. So könnte das A bei mir für Austausch mit anderen Menschen stehen aber genauso gut für Ansporn bei Themen nicht locker zu lassen und sie immer unbequem auch einzubringen, damit sich etwas verändert!

Ihre Wencke Breyer,
Stadtkirchentagspräsidentin