Zeit für Freiräume

Eine Andacht

Foto: Jens Schulze

Im Buch Josua wird erzählt, wie das Volk Israel nach langer Wüstenwanderung im gelobten Land ankommt. Endlich! Gleich sind sie am Ziel. Die letzte Etappe, ein großer Schritt. Sie werden den Grenzfluss, den Jordan, durchqueren. Erst wenn dieser Weg geschafft ist, sind sie wirklich da.

Aufbrechen, gehen. Unruhig werden sie gewesen sein, vielleicht auch aufgeregt. Sie haben sich vorbereitet. Kundschafter waren vorausgegangen und hatten grünes Licht gegeben. Der richtige Zeitpunkt war da.

Und Josua sprach zum Volk: Heiligt euch, denn morgen wird der HERR Wunder unter euch tun. Und Josua sprach zu den Priestern: Hebt die Bundeslade auf und geht vor dem Volk her! (Jos 3,5-6)

Die Lade geht mit. Was auch immer da kommen mag: Es bleibt die Verbindung zu Gott. Heiligt euch, sagt Josua, macht eure Sachen klar. Und dann haltet hoch, was euch wichtig ist. Das, was euch im Leben trägt und erhält: das Vertrauen. Die Hoffnung. Den Glauben. Die Liebe. Und so halten sie dort eine Weile inne, mitten im Fluss.
 
Und die Priester, die die Lade des Bundes des HERRN trugen, standen still im Trockenen mitten im Jordan. Und ganz Israel ging auf trockenem Boden hindurch, bis das ganze Volk über den Jordan gekommen war. (Jos 3,17)

Ein besonderer Moment, eine Zäsur. Bevor das Neue kommt, ist eine Pause. Ein bisschen Zeit dazwischen: Das ist wichtig, damit es weiter gehen kann. Zwischen gestern und heute, zwischen eben und jetzt: ein Freiraum. Die Unterbrechung, die markiert: Gewesenes war. Und Kommendes kommt.

Nicht täglich überqueren wir den Jordan. Die Übergänge meines Alltags sind banal, oft fließend. Und doch tut es mir gut, wenn ich sie ganz bewusst begehe. Anhalten, durchatmen. Mein Gottvertrauen wieder spüren und es hochhalten.

Dr. Karoline Läger-Reinbold, Leiterin des Projekts der Landeskirche Hannovers "Zeit für Freiräume 2019"

Internetauftritt des Projekts "Zeit für Freiräume 2019"