Ostern ohne versammelte Gemeinde

Nach_Ostern
Foto: Pixabay.com

Ostern hat stattgefunden. Allerdings völlig anders als in den Jahren zuvor. Statt Gottesdienste zu feiern, haben sich viele Gemeinden alternative Angebote ausgedacht. Da wurde von Balkonen „Christ ist erstanden“ gesungen und musiziert. Es gab Andachten zum Mitnehmen, die vor Kirchen und Gemeindehäusern bereitgestellt wurden oder in Bäume und Büsche gehängt wurden. Eine Gemeinde hatte „Worte am Wege“ an 5 verschiedenen Stellen im Ort ausgelegt. Vielfach wurden Andachten oder Gottesdienste gefilmt und über youtube oder andere Kanäle zur Verfügung gestellt.

Das Analoge hatte Hochkonjunktur. Viele Menschen freuten sich über Botschaften in Form von Briefen oder kleinen Päckchen mit einer Kerze. „Wir wurden nicht vergessen“, freuten sich diejenigen, die eine Zuschrift erhielten. Auch der Schaukasten hat an vielen Stellen neue Beachtung gefunden. Denn im Vorübergehen werden kurze Botschaften gerne gelesen.

Ich frage mich, was von diesen vielen schönen Ideen bleiben wird? Was mich zuversichtlich stimmt, ist die Tatsache, dass kirchliche Angebote sehr stark wahrgenommen werden. Auch die Medien berichten ausführlich und sehr konstruktiv darüber, dass „Kirche“ den Menschen nahe ist.

Doch bleibt bei mir die Sehnsucht groß, wieder in Gemeinschaft Gottesdienst feiern zu können. Vielleicht hat der Verzicht besonders klar gemacht, wie großartig es ist, dass wir unsere Kirchen als Versammlungsorte haben. Welche Strahlkraft die Musik hat und wie tröstlich es sein kann, im Gebet und im Hören auf die Botschaft von Tod und Auferstehung beieinander zu sein. Es wäre schön, wenn wir das nicht vergessen und diesen Schatz, den wir haben, lebendig erhalten.

Dazu kommen dann die Erfahrungen mit vielen anderen Formen. Mir ist dabei besonders eindrücklich, dass es eine neue Suchbewegung gegeben hat. Die Suche nach einem Ort für Fragen und versuchte Antworten. Und die Suche von Kirchengemeinden nach Möglichkeiten, die Menschen zu erreichen, wenn gemeinsam keine Gottesdienste gefeiert werden können.

 

Karl Ludwig Schmidt

Superintendent im Amtsbereich Nord-West