Marktkirche öffnet in der Kälteperiode nachts für Wohnungslose

Nachricht Hannover, Marktkirche, 09. Februar 2021

Die Marktkirche öffnet jetzt nachts ihre Türen für obdachlose Menschen. Sie können während der derzeitigen Kältewelle noch bis voraussichtlich 14. Februar im Seitenschiff der Kirche übernachten. Die Marktkirchengemeinde und das Diakonische Werk Hannover haben am vergangenen Wochenende gemeinsam mit der Landeshauptstadt Hannover spontan auf die Notlage der Menschen reagiert, die auf der Straße leben. Die Marktkirche ist mit ihrer zentralen Lage ein zusätzlicher Anlaufpunkt für Obdachlose, für die auch städtische Übernachtungsplätze bereitstehen.

Die Kirchengemeinde setzt ehrenamtliche Kräfte ein. Sie betreuen die Obdachlosen und geben warme Getränke und Gebäck aus. Das Diakonische Werk hat Informationsblätter in vier verschiedenen Sprachen erstellt. Sozialarbeiter des Diakonischen Werkes Hannover sind jeden Morgen zur Unterstützung und Beratung vor Ort in der Marktkirche. Die Landeshauptstadt kümmert sich um das Thema Sicherheit. Die geltenden Corona-Auflagen werden bei der Hilfsaktion eingehalten.

In den ersten beiden Nächten haben 16 Menschen das Angebot der Marktkirche genutzt. „Ich freue mich über die Resonanz der Wohnungslosen, die in die Marktkirche kommen und das einfache Übernachtungsangebot im Kirchenraum annehmen“, sagt Hanna Kreisel-Liebermann, Pastorin an der Marktkirche. „Dankbar bin ich den Ehren- und Hauptamtlichen, die dabei helfen, dass die Frauen und Männer sich geschützt fühlen können.“ Es sei gut, dass der vom städtischen Sozialdezernat bereitgestellte Sicherheitsdienst SoVa über sozialpädagogische Kompetenz verfüge, sagt die Pastorin weiter. „Ein Ersatz für ein Zuhause ist die Übernachtung in der Kirche aber definitiv nicht. Das braucht jeder und jede in Hannover“. 

Sylvia Bruns, Sozialdezernentin der Landeshauptstadt Hannover, freut sich, dass es in diesen frostigen Tagen mit der Marktkirche ein weiteres Angebot für Obdachlose gibt. „Ich danke der Marktkirchengemeinde und dem Diakonischen Werk Hannover für ihr schnelles Handeln und den Ehrenamtlichen für ihr großes Engagement. Es ist eine gemeinsame soziale Aufgabe “, sagt Bruns.

 „Ich freue mich über die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Hannover. Die Obdachlosen erfahren hier in der Marktkirche Wärme für innen und außen“, sagt Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes. „Als Kirche sind wir bei den Nöten und Ängsten der Menschen und da ist es für uns selbstverständlich, dass wir diese Kirche öffnen. Kirchen sind schon immer Schutzraum für Menschen in Not gewesen.“ Pastor Stephan Lackner, der zwei Nächte in der Marktkirche war, zieht eine erste positive Bilanz: „Die Obdachlosen und die Ehrenamtlichen gehen sehr respektvoll miteinander um, die Atmosphäre ist geprägt von großer Dankbarkeit.“

Die Landeshauptstadt erklärt, dass Hannover insgesamt gut vorbereitet ist, um Obdachlosen während der Kältewelle Hilfe anzubieten. Die Stadt verfügt aktuell in den Notunterkünften über ausreichend freie Kapazitäten. Das bedeutet, dass die Stadt auch bei sinkenden Temperaturen mehr Menschen einen Platz zum Übernachten anbieten kann. Für den Tag verfügt die Stadt im Tagesaufenthalt Schulzentrum Ahlem ebenfalls noch über freie Kapazitäten. Dieser Anlaufpunkt ist aktuell nur zur Hälfte ausgelastet. Sollte es zu einer vollen Auslastung kommen, kann die Kapazität kurzfristig erhöht werden. Durch die Öffnungszeit von 10 bis 16 Uhr und die Öffnungszeiten der Notschlafstellen von 17 bis 9 Uhr bietet die Stadt fast rund um die Uhr warme Aufenthaltsmöglichkeiten an unterschiedlichen Standorten an. Darüber hinaus hat die Stadt auch in den festen Unterkünften noch freie Plätze in Einzel- und Doppelzimmern.

Als zusätzlichen Tagesaufenthalt hat die Stadt Hannover jetzt auch ein Angebot in der Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule Hannover eingerichtet. Die Räumlichkeiten stehen von 7.30 bis 18 Uhr zunächst bis zum 13. Februar täglich zur Verfügung. Möglich wurde diese schnelle und unbürokratische Hilfe zum einen, weil derzeit kein Präsenzunterricht in der VHS stattfindet und zum anderen durch den spontanen Einsatz von 25 ehrenamtlich Engagierten, die die Menschen dort betreuen und sie mit einem Imbiss und Getränken versorgen. Die Nutzer des Tagesaufenthaltes können dort auch Schlafpausen einzulegen. Dafür stehen Yogamatten zur Verfügung, die wegen der Corona-bedingt ausgefallenen Yoga-Kurse nutzbar sind. Am Eingang der Volkshochschule werden Fiebermessungen durchgeführt und OP-Masken sowohl für die Betreuer als auch für die obdachlosen Menschen verteilt.

Autorin: Sabine Dörfel/Stadtkirchenverband Hannover