Das Kreuz auf sich nehmen – Gedanken zur Passionszeit

Nachricht Hannover, 24. Februar 2021
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Es ist nicht selbstverständlich gesund zu sein und sich gut zu fühlen in seiner Haut. Das ist eine Binsenweisheit. Es wird leider nur immer wieder mal vergessen. Wenn es mir gut geht, nehme ich das meistens als selbstverständlich hin.

Das letzte Jahr war schwer. Fast alle Menschen auf der Welt waren und sind betroffen von den Einschränkungen durch die Pandemie. Es gibt kein anderes Thema, das die Menschen seitdem so beschäftigt. Es ist spürbar, dass fast alle Reserven an Geduld verbraucht sind.

Ich bin aufgewachsen mit dem Gefühl, dass das Leben beherrschbar ist. Für viele Bedrohungen des Lebens gibt es Strategien zur Bekämpfung. Seit einem Jahr ist das anders. Viel deutlicher als vorher ist zu erleben: wir Menschen haben das Leben nicht im Griff.

Das führt zu Verunsicherung. Woran kann ich mich den festhalten?

In der Passionszeit denken wir daran, wie Jesus mit seinem Leben umgegangen ist. Er hat es sich aus der Hand nehmen lassen. Er hat es verloren, weil er damit rechnete es zu verlieren.

Über allem stand seine Gewissheit: ich bleibe in Gottes Hand. Ich bleibe aufgehoben. Was mich ausmacht, das geht nicht verloren. „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Dafür muss ich aktiv sein. Mein Leben in die Hand nehmen und mich von Bedrohungen nicht klein machen lassen. Ich will das lernen: mein Leben mehr und mehr loszulassen, um es so aus Gottes Hand neu zu empfangen. In aller Fröhlichkeit, in allem Trost und mit ganzer Zuversicht. Das miteinander ausprobieren und sich darin Mut machen: ein lohnendes Ziel! Es hilft im Blick auf die Bedrohung des Lebens. Jenseits aller Krankheit und auch jenseits des Todes gibt Gott uns nicht auf und wartet auf uns.

Von Karl Ludwig Schmidt,
Superintendent im Amtsbereich Nord-West

Superintendent Karl Ludwig Schmidt