Fotos konfrontieren mit dem Krieg

Nachricht Hannover, 10. Mai 2016

Markuskirche zeigt studentische Arbeiten

In Zusammenarbeit mit dem renommierten Fotografen Peter Bialobrzeski präsentiert die Markuskirche Hannover die Fotoausstellung „Conflict?“ Studentinnen und Studenten von Peter Bialobrzeski an der Hochschule für Künste Bremen zeigen vom 11. Mai bis 19. Juni eine eindrucksvolle Schau mit großformatigen Bild-Text-Collagen in ungewöhnlichen Zusammenstellungen zu den Themen Krieg/Frieden. Die Bilder konfrontieren den Zuschauer mit der Fragilität von Frieden – gerade auch im gegenwärtigen Europa.

Zu sehen sind unter anderem Arbeiten von Peter Kreibich, der in seinen Sarajevo-Fragmenten großformatige Bilder der Stadt 20 Jahre nach dem Bosnienkrieg zeigt: Bilder eines Friedens, in dem die immer noch sichtbaren Zeichen des Krieges – Einschusslöcher, Ruinen, Behelfsbauten – unübersehbar sind. Anna Bauer dokumentiert in ihren Fotocollagen die Zwiespältigkeit des gegenwärtigen Lebens in der Ukraine eindrucksvoll. Avani Tanya verarbeitet in „Today I am hoping“ private Handybilder einer jungen Familie, die auf getrennten Routen von Syrien nach Deutschland flüchtet.

Verarbeitet werden auch Eindrücke und Themen aus unserer unmittelbaren Umgebung: Sabine Lewandowski erstellt eine Arbeit zu Stolpersteinen als Erinnerungspunkte an den Holocaust. Sungho Yeo fotografierte Bunker in Bremens Umgebung als bis heute bestehende Schutzräume und Relikte des 2. Weltkrieges.

Die Fotoarbeiten insgesamt konfrontieren den Betrachter mit verstörenden Bildern aus der politischen Gegenwart und regen an, über die Bedingungen von Krieg und Frieden nachzudenken.

Der Studienschwerpunkt Fotografie im interdisziplinären Studiengang Integriertes Design der Hochschule für Künste Bremen hat mit seinen Absolventen überregionale Bedeutung. Er wird geleitet von Peter Bialobrzeski, einem der profiliertesten zeitgenössischen deutschen Fotografen. Zahlreich sind seine nationalen und internationalen Ausstellungen, seine Fotoprojekte (auch mit den Studierenden, mit denen er z.B. Kalkutta besuchte und die Pracht wie den Zerfall dieser indischen Megastadt fotografisch festhielt) und Bücher – zum Teil vielfach ausgezeichnet, wie „Neon Tigers“ von 2004 oder „Heimat“ von 2005.

Die Fotoausstellung ist eine Zusammenarbeit der Lister Markuskirche als Kulturkirche in Hannover mit der Hochschule der Künste Bremen. Sie wird am Mittwoch, 11. Mai, um 19 Uhr eröffnet und ist bis zum 19. Juni mittwochs bis sonntags von 13 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erbeten.

Im Rahmen des Friedensprojekts der Markuskirche als Kulturkirche im Jahr 2016 werden neben der Fotografie-Ausstellung bis zum 14. September auch zwei Skulpturen von Gerhard Marcks gezeigt. Es handelt sich um zwei wichtige Zeugnisse seiner Bildhauer-Kunst, die prägnant die Fragestellung der Ausstellung nach Krieg und Frieden treffen: Die Bronzeplastik Fortuna, 1952 entstanden, repräsentiert die antike Glücksgöttin und steht für eine Auseinandersetzung mit der Frage nach persönlichem wie gesellschaftlichem Glück in einem gesellschaftlichen Ganzen. Die Bronzeskulptur Social Consciousness von 1950, ursprünglich für einen amerikanischen Kunstwettbewerb entstanden, zeigt das Gespräch zwischen zwei weiblichen Gestalten. Der Titel, in etwa mit „Soziales Bewusstsein“ übersetzbar, kreist um die  Möglichkeit oder Notwendigkeit gesellschaftlicher Kommunikation.

Gerhard Marcks ist einer der wichtigsten deutschen Bildhauer des 20. Jahrhunderts, der unter anderem am Staatlichen Bauhaus in Weimar, an der Kunstschule Burg Giebichenstein/Halle und nach dem 2. Weltkrieg an der Landeskunstschule Hamburg lehrte. Die Ausleihe zweier Skulpturen konnte durch intensive Kontakte mit dem Gerhard-Marcks-Haus in Bremen erreicht werden, das von dem übergreifenden Ausstellungskonzept der Markuskirche überzeugt wurde.

Die Ausstellungen sind im Rahmen des ganzjährigen Friedensprojektes der Markuskirche entstanden. Die Student/innen von Peter Bialobrzeski widmen sich auf Anregung der Kulturkirche im Wintersemester 2015/16 dem Friedens- und Kriegsthema, nachdem im Sommersemester 2015 bereits einige Arbeiten dazu entstanden waren. Auch die Ausstellung der Skulpturen von Gerhard Marcks ist dem Thema Frieden, Krieg und gesellschaftlichen Konflikten gewidmet.

Begleitend zu der Ausstellung gibt es Vorträge und Gesprächsrunden, in denen Peter Bialobrzeski, ausstellenden Fotografinnen und Fotografen, Dr. Arie Hartog, Direktor des Gerhard Marcks-Hauses Bremen, sowie Dr. Veronika Wiegartz, Kuratorin des Gerhard Marcks-Haus Bremen, in der Markuskirche zu Gast sind. Zudem wird es vom 11. Mai bis 19. Juni an jedem Mittwoch um 19 Uhr eine thematische Führung sowie am 15. Juni ein Gespräch mit Peter Bialobrzeski und den FotokünstlerInnen geben. Außerdem läuft vom 12. bis 16. Juni das Jugendprojekt „Ja sam Hannover“ unter der Leitung von Kunstpädagogin Katja Krause in Zusammenarbeit mit der Ricarda-Huch-Schule.