Neuer Leinelotsen-Stützpunkt für Sozialpädagogische Familienhilfe in Garbsen

Nachricht Garbsen, 03. Januar 2022

Ein ehemaliges Ladenlokal in der Skorpiongasse ist das neue Domizil der Leinelotsen in Garbsen. Erstmals hat das Diakonische Werk Hannover damit jetzt einen Stützpunkt für die Sozialpädagogische Familienhilfe der Leinelotsen in der Region eröffnet. „Wir weiten unser Angebot von der Stadt Hannover jetzt auch auf die Region aus“, sagt Christian Boes, Abteilungsleiter der Jugend- und Familienhilfe des Diakonischen Werkes. „In Garbsen, das zum Bereich des Stadtkirchenverbandes Hannover gehört, gibt es wie in vielen anderen Kommunen auch einen steigenden Bedarf an Sozialpädagogischer Familienhilfe.“

Jan-Patrick Zielke und Larissa Korpiun sind die ersten Teammitglieder, zwei weitere kommen demnächst hinzu. Sie kümmern sich jetzt verstärkt um Familien aus Garbsen und helfen dort, wo Eltern oder Alleinerziehende Unterstützung brauchen. Wenn Mütter oder Väter in extremen Belastungssituationen stecken, wenn Kinder Probleme in der Schule oder im Kindergarten haben oder wenn Familien bei Erziehungsfragen keinen Rat mehr wissen. „Sozialpädagogische Familienhilfe ist aufsuchend“, sagt Zielke. „Wir sitzen mit den Familien am Tisch, hören zu und helfen, Probleme zu sortieren und zu lösen.“ Es wird aber nicht nur geredet. „Wir gehen auch mit zu Ärzten oder Behörden“, ergänzt Korpiun. Manche Einsätze dauern nur ein paar Monate, andere Familien werden ein bis zwei Jahre begleitet. „Einige Familien wenden sich direkt an das Jugendamt, andere werden zum Beispiel über die Schulen oder Kindergärten vermittelt“, sagt Korpiun.

Neben der Arbeit mit Familien und einzelnen jungen Menschen wollen die Sozialpädagogen auch eine Gruppe für zehn- bis 14-jährige Jungen anbieten. „Wir füllen damit eine Lücke, denn Gruppen für dieses Alter gibt es kaum“, sagt Zielke. Sollte es aber, „denn Schulsozialarbeiter vor Ort haben hier einen hohen Bedarf benannt“. „Es gibt auffällig unauffällige Kinder, die in der Schule oder im Hort durchrutschen“, sagt Korpiun. „Sie sind angepasst, sehr still, haben wenig soziale Kontakte und behalten ihre Ängste und Probleme für sich.“ Trotzdem seien sie häufig in großer seelischer Not. Die Gruppe trifft sich wöchentlich im Leinelotsen-Stützpunkt. Dort wird zusammen gegessen, gespielt, Ausflüge und gemeinsame Unternehmungen sollen den Jungen helfen, soziale Kontakte zu knüpfen und Selbstwertgefühl zu entwickeln. „Wir wollen mit den Jungen auch gemeinsam kochen“, kündigt Zielke an und freut sich darüber, dass eine großzügige Spende der Sparkasse Hannover den Einbau einer modern ausgestatteten Küche ermöglicht hat. Wird das Angebot gut angenommen, denken Zielke und Korpiun auch über weitere Gruppen nach, dann auch für Mädchen.

Dass es seit Jahren einen ständig steigenden Bedarf an Sozialpädagogischer Familienhilfe gibt, ist für Abteilungsleiter Boes nicht überraschend. „Für sozial benachteiligte Gruppen wird es immer schwerer, Kindern eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und an guter Bildung zu ermöglichen“, hat er beobachtet. Und eine deutliche Warnung parat: „Ein Mangel an Bildung und Teilhabe im Kindesalter wirkt sich auf die gesamte spätere Entwicklung aus.“ Versäumte Förderung im Kindergarten- und Schulalter ziehe Probleme im Jugend- und Erwachsenenalter nach sich, das Leben kompetent und selbstständig zu bewältigen. „Was Hänschen nicht vom Elternhaus oder der Schule mitbekommen hat, trägt Hans oft lange als Lebenslast“, wandelt Boes ein bekanntes Sprichwort ab. „Für derart benachteiligte Kinder brauchen wir qualifizierte, passgenaue Hilfen“, stellt er fest. Der Weg zu solchen Hilfen ist für viele Garbsener mit dem neuen Leinelotsen-Stützpunkt in der Skorpiongasse jetzt deutlich kürzer geworden.