Dietrich-Kuhlmann-Haus erprobt die ersten Besuche im Pflegeheim

Der Besuch ihres Schwiegersohnes ist für Margot Winter das schönste Geburtstagsgeschenk. Die 92-Jährige strahlt, als Joachim Lorek auf der anderen Seite der Plexiglasscheibe Platz nimmt. Erstmals seit acht Wochen waren wieder Besucher im diakonischen Dietrich-Kuhlmann-Pflegeheim zugelassen. Und so plaudern Winter und Lorek angeregt, bis die verabredete Viertelstunde Besuchszeit vorüber ist. Einen Blumenstrauß und eine Flasche Eierlikör „für deine Geburtstagsfeier nachher mit den anderen“ hat Lorek dagelassen.
„Nachdem Besuche in Seniorenheimen jetzt offiziell wieder zugelassen sind, wollen wir erste Erfahrungen mit Kontakten unter Corona-Hygienebedingungen sammeln“, sagt Marco Battmer, Bereichsleiter des Badenstedter Heimes sowie der Einrichtung Waldeseck in Bothfeld. Die Voraussetzungen im Dietrich-Kuhlmann-Haus sind dafür ideal. Die Besucher gelangen durch einen separaten Eingang in einen großen Veranstaltungsraum, der auch vom Pflegeheim aus zugänglich ist. Eine Trennwand zwischen beiden Bereichen wird von zwei Tischen durchbrochen, auf denen jeweils eine Plexiglasscheibe steht. Besucher und Bewohner sitzen sich an den Tischen gegenüber. Körperlich nahekommen können sie sich allerdings nicht, das verhindert die Trennwand. „Ein bisschen seltsam ist das schon“, sagt Winter. „Doch es ist herrlich, endlich wieder Besuch zu haben.“ Lorek bedauert zwar die Einschränkungen, die das Hygienekonzept vorschreibt, doch „es ist eminent wichtig, dass Abstand gehalten wird.“ Auch er selber gehöre ja mit seinen 65 Jahren schon zur Risikogruppe, sagt er. Angst vor Ansteckung hat Margot Winter nicht. „Da kommen die Viren nicht durch“, sagt sie und deutet energisch auf die Plexiglasscheibe.
Jeweils acht Besucher können in den folgenden vier Wochen an zwei Tagen ins Dietrich-Kuhlmann-Haus kommen, im Waldeseck ist nur einmal in der Woche Besuchszeit. „Für uns ist das eine Testphase“, sagt Pflegedienstleiterin Claudia Bernhold. „Je nach Verlauf können wir dann auch mehr Treffen organisieren.“ „Besuche unter den Bedingungen der Corona-Hygiene erfordern einen großen Organisationsaufwand“, erläutert Battmer. Die Mitarbeitenden müssen die Bewohner begleiten und die Besucher einweisen, zwischen den einzelnen Besuchen muss dokumentiert und desinfiziert werden. Für zwei Besuche seien jeweils drei Mitarbeiter im Einsatz, sagt der Bereichsleiter. Doch er findet es wichtig, jetzt wieder mit den Besuchen zu beginnen. „Aus Studien wissen wir, dass alte Menschen auch an Einsamkeit sterben können.“