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„Albtraum Miete“

Nachricht 03. Juni 2019

Schuldnerberater fordern bezahlbare Mieten in Hannover

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Mit einem gemeinsamen Aktionstag in der Innenstadt Hannovers weisen Schuldnerberater der Diakonie, Caritas und AWO am Dienstag, 4. Juni, auf die zunehmenden Wohnungsprobleme von Geringverdienern und Hartz-4-Empfängern hin.  „Die Mietpreise sind zu hoch und es muss ein immer größerer Teil des Einkommens für Wohnraum verwendet werden“, sagt Martina Sievers, Schuldnerberaterin der Diakonie Hannover. „Viele Mieter geraten deshalb in eine Schuldensituation.“ Wer schon überschuldet sei,  finde kaum eine Wohnung, denn zunehmend verlangten Vermieter und auch gemeinnützige Wohnungsunternehmen eine Schufa-Auskunft des Mieters. 

„Auch wenn diese Auskunft nur Schulden auf Telefonie oder Warenbestellungen ausweist, verweigern Vermieter den Abschluss eines Mietvertrages. Es darf keine Stigmatisierung auf Grund der Schufa-Auskunft geben“, sagt Sievers. Sie verweist damit auf das Forderungspapier, das die AG SBV (Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände) anlässlich der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung herausgegeben hat. Die Aktionswoche vom 3. bis 7. Juni steht unter dem Motto „Albtraum Miete“. Sie stellt das Grundrecht auf bezahlbaren Wohnraum in den Mittelpunkt.  „Laut Mietspiegel liegt der durchschnittliche  Quadratmeterpreis für Wohnungen in Hannover bei 9,81 Euro, bei kleinen Wohnungen ist der Durchschnittspreis 11,15 Euro “, sagt Sievers. „Hartz-4-Beziehern erstattet das Jobcenter nur 7,80 Euro incl. Nebenkosten pro Quadratmeter.“  Dies sei ein „sicherer Weg in die Überschuldung“. 

Die Quote verschuldeter Haushalte in Hannover liege bei 10,4 Prozent, in der Region bei 11,45 Prozent, erläutert die Sozialarbeiterin. Das Bündnis von Diakonie, Caritas und AWO fordert, dass zumindest die gemeinnützigen Wohnungsgesellschaften auf eine Schufa-Auskunft bei potenziellen Mietern verzichten sollen. Weiter fordern sie eine angemessene Mietkostenübernahme durch die Jobcenter ebenso wie mehr Direktzahlungen der Miete an Vermieter von Hartz-4-Beziehern. „Auch Bauwirtschaft und Politik in Hannover sind gefordert, mehr für bezahlbaren Wohnraum zu tun“, sagt Sievers. Bei dem Aktionstag informieren die Schuldnerberater an einem „Wohnzimmer“-Stand auf dem Platz der Weltausstellung von 12 bis 16 Uhr und stehen für Gespräche bereit. Neben weiteren  Aktionen können Passanten beispielsweise mit Klebepunkten verdeutlichen, wie viel Prozent ihres Einkommens sie für Miete aufwenden müssen.    

Die Forderungen der AG SBV zur Aktionswoche Schuldnerberatung richten sich unter den Stichworten „Wohnraum finden – Wohnraum erhalten – Wohnraum sichern“ an verschiedene Adressaten. So müsse der Sektor des gemeinwohlorientierten und sozialen Wohnungsbaus nach Auffassung der AG erheblich gestärkt werden, damit mehr bezahlbare Mietwohnungen geschaffen und dann auch erhalten würden. Die Schufa solle Überschuldete im Insolvenzverfahren nicht mit einer schlechteren „Benotung“ abstrafen, da dieses Verfahren eine Form der Schuldenregulierung und somit nichts Negatives sei. Auch sollten die Negativmerkmale von Auskünften für Vermieter sich auf Miet- und ähnliche Schulden beschränken, fordert die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände weiter. Die von den Wohlfahrts- und Fachverbänden durchgeführte bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung findet mit wechselnden Themenschwerpunkten jedes Jahr im Juni statt.

Sabine Dörfel