Foto: Markus Lampe

Bibelgarten in Velber

Nachricht Velber, 23. Juni 2019
Heike Teves (li.) und Pastorin Karin Spichale kümmern sich um den Bibelgarten. Foto: Sabine Dörfel

Am Eingang steht der Judasbaum. „Die roten Blüten symbolisieren Blutstropfen und die silbern schimmernde Unterseite der Blätter weist auf die Silberlinge hin, die Judas für den Verrat an Jesus erhielt“, sagt Pastorin Karin Spichale. An dem schlanken Baum beginnt der Rundgang durch den Bibelgarten Velber, der am Sonntag, 23. Juni, sein zehnjähriges Bestehen feiert.

„Wir haben hier rund 80 Pflanzen, die in der Bibel erwähnt werden oder Bezug zur christlich-jüdischen Tradition haben“, erläutert Heike Teves, die als Ehrenamtliche Führungen durch den Garten anbietet. So beherbergt das Terrain neben Gewächsen wie dem Weinstock, dem Olivenbaum oder der Palme auch Myrrhe, Lein, Mastix oder Granatapfel. Kleine Schilder kennzeichnen die Pflanzen und zitieren passende Bibelstellen wie beispielsweise die Zeilen aus dem Hohelied „Ich bin hinabgegangen in den Nussgarten, zu schauen die Knospen im Tal, zu schauen, ob der Weinstock sprosst, ob die Granatbäume blühen“. „Eine Bibel zum Anfassen“ ist der Garten für Pastorin Spichale.

Vor zehn Jahren musste die Gemeinde das Gelände erst von den Resten eines alten Spielplatzes befreien. Mit viel Eigenarbeit, Spendengeldern und kommunalen Mitteln der „Gartenregion Hannover“ konnte der Garten angelegt werden. Treibende Kraft war Dorothea Papsch, eine engagierte Ehrenamtliche aus der Gemeinde, für die das Projekt „Herzensanliegen“ war. „Gestaltung und Pflege des Gartens lagen weitestgehend in ihren Händen“, berichtet Spichale und bedauert den Tod von Papsch vor zwei Jahren. Doch ein Team von Garten-Paten begleitete das Projekt von Anfang an, zurzeit kümmern sich neun Interessierte um jeweils einen Teil des Areals.

So wie Heidrun Koch, die sommers gießt und im Winter viele der Pflanzen in ihr Privathaus holt, um sie vor Frost und Kälte zu schützen. Sie wacht über den Bereich, in dem neben blühenden Pflanzen auch Kräuter wie Salbei, Majoran und Thymian stehen und bei 2. Mose, 12,8 nachzulesen ist, dass zu gebratenem Fleisch neben Brot auch Kräuter gehören. Weiter gibt es in dem Bibelgarten noch einen „Wüsten“-Bereich, in dem Distel- und Dornengewächse stehen, und einen Platz für die „Blumen auf dem Felde“. Mohn, Lavendel, Rosen und Lilien zeigen überall ihre farbenprächtigen Blüten, je nach Jahreszeit ändert sich das Aussehen des Bibelgartens.

Rund 10 000 Besucher seien in den vergangenen zehn Jahren gekommen, um zu schauen, zu hören oder einfach nur am Abend still Platz zu nehmen, sagt Spichale, die sich die Gemeinde ohne ihren Bibelgarten nicht mehr vorstellen kann. „Es ist ein generationenübergreifendes Projekt, an dem alle Gruppen der Gemeinde teilnehmen können“, hebt sie hervor. Weiter ziehe der Garten auch Menschen an, die nicht in die Kirche kommen würden, hat sie beobachtet. Und die vielleicht auch mal in der ausliegenden Bibel blätterten. Das positive Echo auf das Gartenprojekt sei auch an der vergleichsweise hohen Spendenbereitschaft der Velberaner abzulesen, sagt die Pastorin. Auch Besucher spendeten und ermöglichten so unter anderem Neuanschaffungen und Werkzeugkäufe für den Garten. Jährlich feiert die Gemeinde einen Gottesdienst in ihrem Bibelgarten.

Bei dem Jubiläumsgottesdienst am Sonntag, 23. Juni, um 11 Uhr predigt die hannoversche Landessuperintendentin Petra Bahr. Im Anschluss gibt es ein Grillbuffet und um 14 Uhr spielen die Cellistin Monika Herrmann und die Pianistin Okka Mallek ein Konzert mit Barockmusik, zeitgenössischen Werken sowie Tango- und Salonmusik. Eine Diashow über den Bibelgarten sowie eine Ausstellung von Shona-Skulpturen aus Zimbabwe runden das Programm ab.

Text: Sabine Dörfel