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Hannover blickt nach Europa

Nachricht Hannover, 13. März 2019

Kirche beteiligt sich an der Bewerbung Hannovers als Kulturhauptstadt Europas

Projektreferent Matthias Riemann übergibt den kirchlichen Mitwirkungsbeitrag an Melanie Botzki vom Büro Kulturhauptstadt 2025 der Landeshauptstadt Hannover. Foto: Christian Burkert

Hannover will 2025 Kulturhauptstadt Europas werden. Das ist zwar noch lange hin, aber die Bewerbung läuft schon jetzt auf Hochtouren. Auch bei der Kirche, denn "als einer der größten Kulturträger der Stadt sieht sie sich dazu verpflichtet und auch gut aufgestellt", sagt Hans-Martin Heinemann, Stadtsuperintendent von Hannover. "Wenn eine Stadt europäische Kulturhauptstadt werden möchte, muss sie zeigen, dass es eine Beteiligung der Stadtgesellschaft gibt", erläutert Pastor Matthias Riemann, Projektreferent und Kulturbeauftragter des Stadtkirchenverbandes. Seit einem Jahr entwickelt die Kirche in Kontakt mit dem städtischen Büro für die Kulturhauptstadt ihren Beitrag für die Bewerbung Hannovers, die noch unter dem vorläufigen Motto "Nachbarschaft" steht. "Die Stadt ist in der Phase eins des Bewerbungsprozesses, bei dem sich acht deutsche Städte der europäischen Jury präsentieren", sagt Riemann. "In der zweiten Runde werden noch zwei bis drei Städte im Rennen sein und eine davon wird es dann."

Mitte und Ende vergangenen Jahres lud die Kirche zu zwei Workshops, deren Ergebnisse jetzt in einer 42-seitigen Broschüre zusammengefasst und der Stadt übergeben wurden. Auch die Gemeinden erhalten jeweils Exemplare dieses kirchlichen Beteiligungsbuches. "Es geht bei der Bewerbung nicht um eine Leistungsschau", sagt Riemann. "Hannover ist ja beispielsweise internationale Chorstadt und verfügt über europäisch ausgewiesene Museen." Die Ausgangsfrage sei eher, "wo drückt ein Schuh in der Stadt und welche Lösungen und Ideen gibt es, die auch für Europa interessant sein könnten." Die Stadt müsse zeigen, inwiefern Kultur der Motor ihrer Stadtentwicklung ist, fügt Riemann hinzu. "Zugegeben, das sind hohe Ansprüche, aber das ist auch die Leitlinie für die kirchliche Beteiligung." So zeige die Kirche einerseits, wo und wie sie von Stadtentwicklungsprozessen betroffen sei und andererseits, über welche Ressourcen und Ideen sie für den Umgang mit gesellschaftlichen Veränderungen verfüge. Ein Beispiel sei, dass Hannover zwar eine hohe Dichte von Kirchen habe, sich zurzeit aber mit dem Thema Rückgang an Kirchenmitgliedern sowie Aufgabe und Entwidmung von Kirchengebäuden auseinandersetzen müsse. Die Broschüre enthält auch konkrete Vorschläge, womit Kirche 2025 Besucher überraschen könnte. Beispielsweise mit leergeräumten Kirchen, dem Bau kapellenartiger, kontemplativer Schutzräume oder mit einem "Haus der untergehenden Wörter", das vom Aussterben bedrohte Begriffe wie "Antlitz"oder "Barmherzigkeit" sammelt. "Nun gilt es abzuwarten", sagt Riemann. "Ende 2019 wird klar, ob Hannover in die zweite Bewerbungsrunde kommt und dann können wir konkreter planen und uns auch mit den anderen Kulturträgern der Stadt vernetzen." Die bisherige Arbeit habe ihm Freude gemacht. "Ich fand es spannend und sehr anregend, kirchliches Leben und Stadtentwicklung mit dem Blick auf europäische Probleme und Lösungen aufeinander zu beziehen", zieht Riemann eine Zwischenbilanz.

Sabine Dörfel