Foto: Markus Lampe

Leuchtende Farben locken

Nachricht Jugendzentrum Salem, 22. Januar 2019

Das Projekt „Malort“ gastiert im Jugendzentrum der Martin-Luther-Kirche

Katharina probiert sich im „Malort“ der Künstlerin Regine Schulze mit Farben aus. Foto: Sabine Dörfel

Sanft gleitet der Pinsel über das weiße Papier. Blau, Rot, ein helles Türkis, Leyla (16) zieht Kreise und Linien, setzt eine Farbe neben die andere. Eben noch haben sie und ihre Freundin Lena (15) herumgealbert, als sie in ihre Malkittel schlüpften. Jetzt ist es ganz still im „Malort“, dem Atelier auf Zeit im Jugendzentrum Salem. Regine Schulze, Künstlerin und Sozialpädagogin, lädt Interessierte jeden Alters ab sofort und bis Anfang April zum Malen ein. „Jeder kann aufs Papier bringen, was er möchte, es gibt keine Vorgaben und keine Bewertungen“, sagt sie. „Das Tun und Erleben sind wichtiger als das Produkt.“ Monika Karrer ist „eigentlich keine Malerin“, doch heute steht sie mit dem Pinsel in der Hand vor den großen Wänden, auf denen Zeichenpapier befestigt ist. „Sehr entspannend, man kommt zur Ruhe“ lautet eine halbe Stunde später das Urteil der 77-Jährigen.

Mittwochnachmittags ist der „Malort“ für Besucher jeden Alters geöffnet und so stehen neben Karrer noch die Geschwister Nabila (13), Dyab (11) und Murat (8). Auch sie sind Neulinge im Land der Farben, doch fix entstehen zwei Häuser und ein Jojo auf ihren Blättern. Schulze hilft den Teilnehmern, wenn diese es wünschen, hält sich aber sonst im Hintergrund. Denn das Konzept des „Malortes“, das auf den Pädagogen Arno Stern zurückgeht, zielt auf Persönlichkeitsentfaltung und Selbstwertstärkung, Urteil und Belehrung passen da nicht. Regine Schulze setzt auch auf die Wirkung der Farben und des Materials. „Ich arbeite mit Gouache-Farben, die sehr klar und ausdrucksstark sind sowie mit Naturhaarpinseln, die zu einer sanften Führung einladen“, erläutert sie. Alle Teilnehmer arbeiten im Stehen, der Palettentisch mit 18 ordentlich aufgereihten Farbtöpfchen und einer Pinselauswahl bildet die Raummitte. Kein Neuling ist Katharina, die Regine Schulze aus einem anderen Malprojekt kennt. Sie interessiert sich sehr für Kunst und zeichnet seit Kindheitstagen. Heute gestaltet die 18-Jährige fließende Farbübergänge und schätzt es, „dass ich hier ohne Bewertung malen kann und es auch nicht schlimm ist, wenn ich mich mal vermale“.

Dass Schulzes „Malort“ im Jugendzentrum der Martin-Luther-Kirche Ahlem gastiert, ist Susanne Sierig und Jens Brückner zu verdanken. Die beiden Sozialpädagogen haben das Projekt „Kunst und Kultur in Ahlem“ initiiert. Finanziell gefördert von der Stadt Hannover soll es im Stadtteil Kultur vermitteln und Begegnung ermöglichen, auch zwischen den Generationen. So laden Sierig und Brückner während der Malstunden oder zur Überbrückung von Wartezeiten zu Kaffee, Tee und frisch gebackenen Waffeln ein. Dabei entstehen zwanglose Gespräche am Tresen und Stadtteilbewohner lernen einander kennen. Der „Malort“ findet immer montags und mittwochs statt, es gibt aber auch ein „Sonntagsmalen“ oder die „Ma(h)l-Zeit“, Malen mit Mittagstisch. „Das Projekt steht auch Menschen aus anderen Stadtbezirken offen“, sagt Sierig. Sie kennt die Arbeit von Regine Schulze aus einer früheren Zusammenarbeit. „Das Malen passt als Angebot, weil es ohne Sprache auskommt, Begegnung schafft und neue Erfahrungen vermittelt“, beschreibt die Sozialpädagogin. „Die Teilnehmer sehen ein Ergebnis ihres Tuns, wichtig ist uns auch der Ansatz, dass sie bewertungsfrei arbeiten können.“

Die Idee zu der Reihe „Kunst und Kultur in Ahlem“ entstand nach einer Befragung Ahlemer Jugendlicher zu ihren Wünschen für Stadtteilangebote. Außer dem „Malort“ gibt es noch das Projekt „Stomp“, einen Rhythmus- und Klang-Workshop, der ab März für Kinder und Jugendliche angeboten wird. Den Abschluss bildet eine Woche „Bildhauen in den Sommerferien“ Anfang Juli für Jugendliche. Für diese Angebote ist eine Anmeldung erforderlich, der „Malort“ kann teilweise spontan besucht werden.

Informationen zu den Angeboten:

  • Telefon 0511-409146
  • E-Mail: contact@jugendzentrum-salem.de 

Sabine Dörfel