Friedensmeditation in der Ruine

Nachricht Hannover, 05. August 2015
Eine bunte Girlande aus gefalteten Papierkranichen erinnert an die Opfer
Eine bunte Girlande aus gefalteten Papierkranichen erinnert an die Opfer von Kriegen und Gewalt.

Religionsgemeinschaften gestalten Hiroshimatag in St. Aegidien

Mit Meditationen und Gebeten soll in der Ruine der St.-Aegidien-Kirche am Donnerstag, 6. August, des Atombombenabwurfs auf Hiroshima gedacht und zum Frieden gemahnt werden. Gemeinsam mit der hannoverschen Marktkirchen-Gemeinde werden Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften diesen Gedenktag zum 70. Jahrestag des vernichtenden Angriffs im Mahnmal gestalten.

Der Tag beginnt um 8 Uhr mit einer Gedenkstunde, zu der die Stadt Hannover einlädt. Für den Evangelisch-lutherischen Stadtkirchenverband wird dabei der stellvertretende Stadtsuperintendent Thomas Höflich sprechen, bevor er gemeinsam mit Bürgermeister Thomas Hermann um 8.15 Uhr die Friedensglocke in der Turmhalle anschlägt.

Die Kulturbotschafterin der Stadt Hiroshima, Teemeisterin Hiroyo Nakamoto, feiert im Anschluss daran eine rund halbstündige Trauer-Teezeremonie.

Zwischen 9 und 17 Uhr folgen anschließend Gebete, Meditationen und Stille, bevor Yasuto Götte und Marion Schmidt von der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Hannover eine Haiku-Lesung zum Thema Krieg und Frieden auf Japanisch und Deutsch gestalten.

Den Ausklang des Tages markiert ab 18 Uhr eine multireligiöse Friedensandacht mit Musik. Liturg ist dabei Pastor Lutz Krügener.

Der stellvertretende Stadtsuperintendent Thomas Höflich zum Hiroshima-Gedenktag am 6. August 2015 (Manuskript)

Im Namen des Kuratoriums der Gedenkstätte St. Aegidien und des Evangelisch-lutherischen Stadtkirchenverbandes Hannover heiße ich sie willkommen zum Gedenken der Zerstörung unserer Partnerstadt Hiroshima.

Am 6. August 1945, vor 70 Jahren, um 8.16 Uhr zerstörte der erste kriegerische Einsatz einer Atomwaffe unserer Geschichte eine Stadt und ihre Bewohner. Innerhalb weniger Sekunden hatten wir Menschen durch das eigene Entzünden das Feuer der Apokalypse entfacht!

Sechs Stunden vorher war die B-29 Maschine auf der kleinen Pazifikinsel Tinian gestartet.
Der Theologe und Kriegsgegner Helmut Gollwitzer beschreibt in seinem Buch "Die Christen und die Atomwaffen" ein makaberes und für uns als Christen zutiefst beschämendes Detail dieses Abfluges. Der auf Tinian stationierte lutherische Feldgeistliche spricht folgendses Gebet:

‚Allmächtiger Vater, der Du die Gebete jener erhörst, die Dich lieben, wir bitten Dich, denen beizustehen, die sich in die Höhen Deines Himmels wagen und den Kampf bis zu unseren Feinden vortragen. […] Wir bitten Dich, daß das Ende dieses Krieges nun bald kommt und daß wir wieder einmal Frieden auf Erden haben. Mögen die Männer, die in dieser Nacht den Flug unternehmen, sicher in Deiner Hut sein, und mögen sie unversehrt zu uns zurückkehren. Wir werden im Vertrauen auf Dich weiter unseren Weg gehen; denn wir wissen, daß wir jetzt und für alle Ewigkeit unter Deinem Schutz stehen. Amen.‘“

Beim Lesen stockt mir der Verstand, das Fühlen und die Sprache – erhört Gott nur die Gebete der einen, sieht der nur die Koppelschlösser jener, die „Gott mit uns“ darauf schreiben.
Wieviel Schuld trägt falsche Theologie und selbstvergessener Glaube an Krieg und Zerstörung? Gestern und Heute?
Kann man solche Waffen mit Gebeten auf einen Flug in den massenhaften Tod schicken?

Wir haben schmerzlich und letztlich befreiend gelernt dass es unser Glaube nicht erlaubt, so zu beten und so zu glauben!
Wir vertrauen der friedensstiftenden Kraft unseres Glaubens und der friedensstiftenden Kraft unseres Gebets!
Und deshalb beten wir heute und hier: Herr, lehre uns diesen Tag der Erinnerung recht zu bedenken. Und mache uns zu Werkzeugen deines Friedens und hilf uns den Krieg zu überwinden. Amen!