Haltung zeigen gegen rechtsextreme Gewalt

Veranstaltung 05. März 2020

Am 05.03.2020, 19:30 Uhr

Benefizkonzert in der Marktkirche soll Demokratie stärken

„Wir müssen jetzt Haltung zeigen“, sagt Pastorin Hanna Kreisel-Liebermann. „Die Morde in Hanau schockieren und machen zornig und traurig. Rechtsextreme Straftaten haben besorgniserregend zugenommen. Da dürfen wir nicht schweigen.“ „Haltung zeigen“ ist deshalb auch der Titel eines Benefizkonzertes am 5. März in der Marktkirche Hannover, das zum Widerstand gegen rechtsextreme Gewalt und Antisemitismus aufruft. Dabei musizieren das Mendelssohn Oktett Hannover und der Norddeutsche Figuralchor, Vertreter aus Politik und Kirche sprechen und der Erlös kommt zwei Demokratie-Initiativen zugute.

 „Was in Hanau passiert ist, muss uns aufrütteln. Zunehmend werden Einzelpersonen von Rechtsextremen bedroht, Synagogen sind Angriffsziele, Politiker werden ermordet“, mahnt Kreisel-Liebermann. „Dagegen hilft nur, die Demokratie zu stärken. Jeder einzelne Bürger kann dafür Verantwortung übernehmen.“  Dies geschehe bereits, viele Menschen beteiligten sich an Anti-Rechts-Demonstrationen und zeigten ihre Solidarität mit Opfern rechtsextremer Gewalt. „Da sind wir gerade in Hannover mit dem Bündnis ‚Bunt statt braun‘ und einer wachen Zivilgesellschaft vergleichsweise gut aufgestellt“, betont die Marktkirchen-Pastorin. „Doch die Stärkung der demokratischen Kräfte muss weitergehen.“

Den Anstoß zu dem Benefizkonzert gaben die Musiker des Mendelssohn Oktetts. „Gerade klassisch spielende Musiker werden oft so wahrgenommen, als wären sie nur für Erbauliches und Schönes zuständig“, sagt Eva Politt, Oktett-Violinistin. „Wir wollen uns mit dem Benefizkonzert jedoch bewusst gegen Bedrohung von Rechts und für Demokratie einsetzen. Der Mord an Walter Lübcke und der Angriff auf die Synagoge in Halle im vergangenen Jahr haben uns entsetzt. Jetzt sind wir wütend und sprachlos angesichts der rassistischen Morde  in Hanau.“  Das Ensemble wird das berühmte Oktett von Mendelssohn spielen, der Norddeutsche Figuralchor singt Werke englischer und schottischer Komponisten. „Wir hoffen, dass die Menschen durch die Musik berührt und gestärkt werden, auch um dem Rassismus im Alltag deutlich zu begegnen“, sagt Politt.

Berührende Worte sind auch von den Rednern zu erwarten. „Mit Werner Henning, Landrat des Landkreises Eichsfeld, haben wir bewusst einen CDU-Politiker eingeladen, der zwar dem konservativen Spektrum angehört, sich aber gleichzeitig klar gegen jede Nähe seiner Partei zur AfD positioniert“, sagt Kreisel-Liebermann. „Besondere Brisanz erhält der Auftritt eines Thüringer CDU-Politikers jetzt natürlich durch die politische Entwicklung nach der Landtagswahl dort.“

Pastor i.R. Wilfried Manneke vom Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus wird über seine Arbeit berichten, bei der er auch persönlichen Angriffen von Rechtsextremen ausgesetzt ist. Erschütternd ist für ihn die aktuell starke Zunahme antisemitischer Straftaten. „Antisemitismus und Rechtsextremismus sind eng verbunden“, sagt er. „Als Christen und Demokraten distanzieren wir uns klar von der rechtsextremen Ideologie, die auf der Ungleichwertigkeit von Menschen beruht.“ Als weitere Rednerin spricht Ingrid Wettberg, Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover. 

Aus Thüringen kommt auch Romy Arnold, um die Arbeit des Vereins Mobit , der „Mobilen Beratung Thüringen – Für Demokratie gegen Rechtsextremismus“, vorzustellen. Der Mobit sowie dem Netzwerk Südheide kommen die Spenden aus dem Benefizkonzert zugute. „Beide Initiativen leisten präventive Arbeit an der Basis“, begründet Kreisel-Liebermann die Auswahl. Mobit-Vertreter gehen beispielsweise in Schulen, beraten Jugendliche und klären über rechte Parolen und Denkmuster auf. Das Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus veranstaltet Demonstrationen und klärt über regionale rechtsextreme Aktivitäten auf.

Das Konzert „Haltung zeigen“, das am Donnerstag, 5. März, um 19.30 Uhr in der Marktkirche beginnt, wird von rund zehn lokalen Bündnispartnern unterstützt, darunter die Initiative „Kirche für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“, die Seebrücke Hannover, Omas gegen Rechts und Amnesty International Hannover.

Autorin: Sabine Dörfel/Stadtkirchenverband Hannover