Ein Fenster zur Straße

„Abgabe- und Annahmeschalter“ steht auf dem kleinen weißen Schild am Fenster. Das hier ist keine Postfiliale und auch kein Lottoladen. Es ist das Kommunikationsfenster der Nordstädter Kirchengemeinde in Corona-Zeiten. Ihr Gemeindebüro liegt im Erdgeschoss direkt an dem großen Platz vor der Lutherkirche. Viele Passanten kommen hier vorbei, besonders wenn am Donnerstag Wochenmarkt ist.
Gemeindesekretärin Petra Bonge lächelt freundlich aus dem halb geöffneten Fenster. „So sind wir erreichbar, wenn jemand einen Patenschein oder andere Dokumente benötigt“, erzählt sie. „Auch der Postbote braucht so nicht in das Büro kommen.“ Ganz wichtig wurde das Fenster aber, als eine Wohnungslose bei Bonge Hilfe suchte. Fast alle Anlaufstellen für Menschen ohne Wohnung waren plötzlich geschlossen, darunter auch Tafeln und Essenausgaben. Bonge half unbürokratisch, reichte etwas zu essen, zu trinken und einen Notgroschen auf die Straße hinunter. „Inzwischen ist die Versorgung Wohnungsloser wieder angelaufen, doch solche Notfälle können immer wieder vorkommen“, sagt die Sekretärin.