Foto: Markus Lampe

Neues Jugendberatungsprojekt „Aufkurs!“ gestartet

Nachricht 25. November 2019
Diakonisches Werk
Das „Aufkurs!“-Team startet mit der Arbeit in dem neuen Jugendberatungsprojekt. Foto: Privat

Gemeinsam Segel setzen

„Aufkurs!“, das Beratungscafé für Jugendliche mit besonderen Schwierigkeiten hat jetzt eröffnet. Das neue Hilfsangebot wendet sich an junge Menschen unter 25 Jahren, die wohnungslos, in schwierigen Familiensituationen und ohne Anbindung an Schule, Ausbildung oder unterstützende Sozialsysteme sind. Gemeinsam mit diesen Jugendlichen die „Segel zu setzen“ sei das Ziel von „Aufkurs!“, sagte Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes. „Wir wollen diese Jugendlichen ins Boot holen und im nächsten Schritt wieder in das soziale Netz einbinden.“  Das zweijährige Pilotprojekt einer diakonischen Trägerkooperation wird vom Jobcenter, der Region und der Stadt Hannover gefördert. Für die spezielle Zielgruppe der wohnungslosen Jugendlichen habe es bisher kein vergleichbares Angebot gegeben, sagte Helia Geller-Fehling, Geschäftsführerin der diakonischen Jugendberufshilfe juniver und SINA  „Wir wissen wenig darüber, wie sie leben.“ Oft seien sie abgetaucht und bezögen auch keine Sozialleistungen. „Sie übernachten bei Freunden, gehen nicht zur Schule, konsumieren häufig Suchtmittel, leiden unter Ängsten und trauen sich nicht auf Ämter“, beschrieb sie die Situation der jungen Menschen. Das offene Café bietet den Jugendlichen eine Anlaufstelle, wo sie auch Mahlzeiten erhalten, duschen und Wäsche waschen können. Es gebe Einzelberatung und Gruppenangebote, sagte Anke Jarehed, Geschäftsführerin der Jugendhilfeeinrichtung Werk-statt-Schule. Weiter ermögliche die Einrichtung von Postfächern, dass zum Beispiel das Jobcenter die Jugendlichen erreichen könne. Es gebe bisher noch keine verlässlichen Daten über die Zahl der betroffenen Jugendlichen, sagte Stefan Bode von der Geschäftsleitung des Jobcenters Region Hannover. Er begrüßte besonders die Niedrigschwelligkeit des neuen Cafés, in dem auch spezielle Berater des Jobcenters ansprechbar sind.

Neben der  offenen Einrichtung in der Calenberger Neustadt wird es auch Anlaufstellen des Projekts in Garbsen, Ronnenberg und Lehrte geben. Im Rahmen der Förderung durch den neuen Paragrafen 16 h des SGB II sei auch eine aufsuchende Sozialarbeit im Umland möglich, betonte Regionsrätin Andrea Hanke vom Dezernat Soziale Infrastruktur. Für die ambulante Arbeit außerhalb Hannovers gebe es bereits Kooperationspartner wie Kirchengemeinden oder Jugendwerkstätten, sagte Jarehed. Schon jetzt sei die Nachfrage, gerade aus Gemeinden im Umland, nach einem speziellen Angebot für Jugendliche in prekären Lebenssituationen riesig. Hannovers Sozialdezernentin Konstanze Beckedorf würdigte „Aufkurs!“ als einen wichtigen Baustein in der gesamten Angebotspalette für Jugendliche mit besonderen Schwierigkeiten. Die Zahl der wohnungslosen Jugendlichen ohne Schul- oder Ausbildungsabschluss sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen, sagte sie. Hier gebe es Parallelen zu der Situation erwachsener Wohnungsloser.  Im „Aufkurs!“-Team arbeiten speziell qualifizierte Sozialarbeiter und –pädagogen, eine Psychotherapeutin sowie  eine Hauswirtschafterin. Die Projektkosten betragen insgesamt 750 000 Euro, davon tragen Region und Stadt 225 000 Euro, den Rest finanziert das Jobcenter. Die Trägergemeinschaft besteht aus der diakonischen Jugendberufshilfe juniver und dem Diakonischen Werk mit den Abteilungen „Die Leinelotsen“, „SINA“ sowie der Initiative „Werk-statt-Schule“.  Das Projekt wird während seiner zweijährigen Laufzeit evaluiert.

Sabine Dörfel