Foto: Markus Lampe

Einweihung der großen Barockorgel

Nachricht 11. Oktober 2019
Neustädter Hof- und Stadtkirche
Orgelprofessor Emmanuel Le Divellec (l.) und Kirchenmusikdirektor Lothar Mohn probieren die Register der neuen Barockorgel in der Neustädter Hof- und Stadtkirche aus. Foto: Sabine Dörfel

Vorhang auf für die beste Lehrerin

Die neue große Barockorgel in der Neustädter Hof- und Stadtkirche wird eingeweiht

„Mit der neuen Orgel verwirklichen wir einen Traum von Johann Sebastian Bach“, sagt Emmanuel Le Divellec. Dem Musikprofessor ist die Begeisterung für das neue Instrument anzuhören, das nach rund zweijähriger Bauzeit am Sonnabend, 26. Oktober, in der Neustädter  Hof- und Stadtkirche festlich eingeweiht wird. Auf der Westempore steht jetzt eine große Barockorgel, die in Niedersachsen ihresgleichen sucht. Der belgische Orgelbauer Dominique Thomas hatte das Instrument im Auftrag der Musikhochschule Hannover angefertigt, die Kooperation mit der Neustädter Kirche ermöglichte den Wunschstandort für die Orgel. Künftig werden daran Studenten der Hochschule ausgebildet und Kirchenbesucher können sich bei Konzerten über einen ausgezeichneten Klang freuen.

„Uns fehlte bisher eine gute Orgel für Barockliteratur, für eine Hochschule mit internationalem Anspruch ist das unverzichtbar“, sagt Le Divellec. Was Bach, der selbst „nie eine richtig tolle Orgel hatte“, gefreut hätte, ist der warme, „grundtönige“, fast an ein Orchester erinnernde Klang des neuen Instruments. Diese Klangfarbe war eine Spezialität des thüringischen und sächsischen Orgelbaus, dort wirkte der Meister hauptsächlich. „Wir sind heute in der Lage, Instrumente der Bachzeit zu bauen“, erläutert Le Divellec. „Wir benutzen mit dem Holz, Metall und Leim die gleichen Materialien wie damals.“ Elektronische Spielereien wie eine Speicherfunktion von Klängen gebe es bei dem Instrument nicht, ebensowenig sei Kunststoff verbaut worden. „Die Studenten sollen sich an die Orgel anpassen, das Instrument ist immer die beste Lehrerin“, sagt der Orgelprofessor bestimmt. Die neue Orgel mit ihren 2700 Pfeifen, 51 Registern, drei Manualen und Pedalen „steht aber auch mit einem Fuß in der Frühromantik und erlaubt beispielsweise Werke von Mendelssohn oder Brahms klangvoll zu spielen“ betont Le Divellec.

Auch wenn die Neue hauptsächlich für den Studentenunterricht bestimmt ist, wird die Neustädter Kirche sehr von dem Instrument profitieren. „Die Orgel ist ein Geschenk an die Gemeinde, die sich dieses Instrument selbst nicht hätte leisten können“, sagt der hannoversche Kirchenmusikdirektor Lothar Mohn. Auch er freut sich über die nun verbesserten Ausbildungsmöglichkeiten für Kirchenmusiker. Mohn bildet Organisten für die nebenberufliche Tätigkeit in Kirchen und Gemeinden aus. Le Divellec hebt auch das finanzielle Engagement der Kirche hervor. Den notwendigen Umbau der Westempore finanzierte die Neustädter Kirchengemeinde, mit 76 000 Euro Zuschuss ermöglichte die Landeskirchen Hannovers den Einbau von drei zusätzlichen Registern sowie die Gestaltung eines schönen Außengehäuses. Die Gesamtfinanzierung in Höhe von 1,2 Millionen Euro leistete das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Ein Nutzungsvertrag zwischen der Neustädter Kirche und der Hochschule für Musik, Theater und Medien regelt die gemeinsame Verantwortung für das kostbare Instrument.

Gemeinsam wird auch die Festwoche zur Einweihung der Orgel am Sonnabend, 26. Oktober, gestaltet. Bei dem Eröffnungskonzert um 20 Uhr spielt Professor Le Divellec verschiedene Bachwerke, zuvor spricht die Hochschulpräsidentin Professorin Susanne Rode-Breymann. Mit einem Kantaten-Gottesdienst am Sonntag, 27. Oktober, um 11 Uhr, bei dem Landessuperintendentin Petra Bahr predigt, sowie einer anschließenden Führung durch den Orgelbauer Dominique Thomas geht es weiter. Bis zum Sonntag, 3. November folgen dann weitere Konzerte, ein musikalischer Reformationsgottesdienst, Orgelführungen und ein Kantaten-Gottesdienst zum Abschluss.          

Sabine Dörfel

Information zum Programm der Festwoche